Bochum. . Der heutige 29. Februar ist für unsere Jahreszeiten unentbehrlich. Leiterin des Zeiss Planetariums: Rechnung der Kalenderkommission geht bis heute nicht ganz auf.
Das war nicht so geplant. Als Eric am 29. Februar 2012 im Elisabeth-Hospital auf die Welt kam, hatten seine Eltern keine Wahl. Die Ärzte legten einen Kaiserschnitt nahe und so feiert der Knirps aus Stiepel heute streng genommen seinen ersten Geburtstag, obwohl er schon vier wird. Warum das so ist, wird er wohl später erst begreifen, schließlich machen sich die Menschen seit Jahrtausenden Gedanken darüber.
Es ist einfach verflixt. Jedes Jahr macht sich die Erde auf ihren Weg um die Sonne. Doch nach 365 Tagen hat der blaue Planet es noch nicht ganz geschafft. Denn die Erde braucht 365,24219 Tage, um die Sonne zu umrunden. Würden wir das so genannte tropische Jahr ignorieren, würde sich der Beginn der Jahreszeiten immer weiter nach hinten verschieben. „Die Jahreszeiten sind dadurch definiert, wie der Sonnenstand ist. Bei Frühlingsbeginn steht die Sonne genau zwölf Stunden über dem Horizont, Tag und Nacht sind genau gleich lang“, erläutert Prof. Susanne Hüttemeister, Leiterin des Zeiss Planetariums.
Julius Cäsar führte den Schalttag im Februar ein
Julius Cäsar führte 45 v. Chr. auf Grundlage eines Sonnenkalenders nach Vorbild der alten Ägypter einen Schalttag im Februar ein, der nun diese Differenz überbrücken sollte. Weil allerdings 0,24219 Tage nicht genau 0,25, also ein Vierteltag, sind blieb die Rechnung ungenau, das durchschnittliche Jahr war jetzt zu lang. Nach rund 1600 Jahren hatte sich der Frühlingsanfang um zehn Tage vorverschoben. „Das merkt man dann schon“, so Hüttemeister. Papst Gregor XIII ließ im Jahr 1582 als Akutmaßnahme erst einmal zehn Tage im Oktober ausfallen und rief die große Kalenderkommission ein. „Die hat jahrelang gerechnet, das war ein echter Akt“, so die Astronomin.
Der ausgeklügelte gregorianische Kalender gilt bis heute: Jahre, die durch vier teilbar sind, das sind Schaltjahre. Ist das Jahr aber auch ohne Rest durch 100 teilbar, ist es kein Schaltjahr. Das nächste Mal ist das 2100 der Fall. Können wir es wiederum durch 400 teilen, ist es doch eins. „Deswegen war das Jahr 2000 ein Schaltjahr, obwohl es eigentlich keins gewesen wäre“, erinnert Prof. Hüttemeister an das Millenium. Mit dieser Rechnung hat die Kalenderkommission die durchschnittliche Jahreslänge auf 365,2425 Tage gestreckt und doch verlieren wir noch einen Tag in 3231 Jahren. „Was wir dann machen, das hat sich noch keiner ausgedacht. Das hat die Kalenderkommission nachfolgenden Generationen überlassen“, schmunzelt Prof. Hüttemeister.
Dem kleinen Eric, der sonst am 28. Februar feiert, wird das wohl ziemlich schnuppe sein. Denn heute pustet er das erste Mal in seinem Leben an seinem Geburtstag, dem 29. Februar, die Kerzen aus und lädt zur großen Piratenparty ein.