Bochum. . Asiatische Pflegeschüler sollen ein dreimonatiges Praktikum im St. Josefs-Hospital absolvieren. Die Professoren schätzen den hohen Praxisanteil.
Sie suchten Arbeit – und die Kliniken händeringend Mitarbeiter: In den 1960er Jahren kamen Tausende Krankenschwestern aus Südkorea nach Deutschland. Damals herrschte der Pflegenotstand: In der Bundesrepublik blieben viele Krankenbetten leer, weil Personal fehlte. An diese deutsch-koreanische Zusammenarbeit knüpft nun das Helios St. Josefs-Hospital an: Pflegeschüler aus Südkorea sollen ein Praktikum in Linden absolvieren.
Haeng-Ja Fischer (72) ist Präsidentin des Vereins Koreanischer Krankenschwestern und Krankenpflegehelferinnen in Deutschland. In den 60er Jahren kam sie aus Korea in unsere Stadt (wo sie noch immer lebt) und arbeitete Jahrzehnte im St. Josefs-Hospital.
Krankenpflege als Studienfach
Es war Haeng-Ja Fischer, die den Kontakt zwischen „ihrer“ Helios-Klinik und koreanischen Hochschullehrern vermittelte. Die haben großen Wissensdurst. In ihrer Heimat ist die Krankenpflege zwar bereits ein Studienfach: eine Akademisierung, die hierzulande mit der Hochschule für Gesundheit (HSG) auf dem Gesundheitscampus in Querenburg noch in den Kinderschuhen steckt. Gleichwohl genießt die Krankenpflegeausbildung in Deutschland in Asien größte Wertschätzung.
In diesen Tagen waren deshalb 29 koreanische Professorinnen und Professoren zu Gast an der Axstraße. Die Wissenschaftler wollten sich bei ihrem Besuch ein Bild von der Krankenpflege machen. Ihr Ziel: die deutschen Pflegestandards künftig an den Hochschulen in Südkorea zu lehren. Gleichzeitig, so der Plan, sollen die angehenden koreanischen Pflegeschüler (in welcher Zahl, steht noch nicht fest) nach einem Intensivsprachkurs ein dreimonatiges Praktikum in dem Lindener Krankenhaus antreten.
Denn es ist vor allem der Praxisteil, der die Koreaner interessiert. In Deutschland erfolgt die dreijährige Ausbildung an Krankenpflegeschulen, wobei die Schüler mehr als die Hälfte der Unterrichtszeit unter Anleitung am Krankenbrett verbringen. „Dieses duale System hat sich bewährt und vermittelt den Schülern Berufserfahrung“, sagte Pflegedienstleiter Christian Fehr und gab Einblicke in die Ausbildung in der Helios-Klinik. In Linden schulen Praxisanleiter Pflegeschüler u.a. in der Versorgung von Schwerstkranken sowie in der Vermeidung von Druckgeschwüren und Stürzen.
Verschiedene Abteilungen in Linden
Schon bald, teilt die Klinik mit, könnten sich die ersten Pflegeschüler auf die 10 000 Kilometer lange Reise nach Bochum begeben. 50 Jahre, nachdem die ersten koreanischen Krankenschwestern (gemeinsam mit koreanischen Bergleuten) hier eintrafen.
Dr. Silke Ganzera leitet das St. Josefs-Hospital. Neben der Chirurgischen Klinik verfügt die Helios-Klinik über Abteilungen für Innere Medizin, Anästhesie, Intensiv-, Schmerz- und Palliativmedizin, eine Radiologie sowie über eine Kinder- und Jugendpsychiatrie. Zudem gibt es eine Augen-Belegabteilung.