Bochum. . Monatelang auf einen Termin beim Bundesamt für Migration zu warten, führt zu Frust, Konflikten oder Lethargie. Treffpunkt Asyl ruft zur Kundgebung vor dem Rathaus auf.

Mit der außerplanmäßigen Bereitstellung von 17 Millionen Euro für den Kauf mobiler Wohnanlagen zur Unterbringung von Flüchtlingen sowie für die Anschaffung von 25 Containerklassen und die Anmietung 25 weiterer Klassen beschäftigt sich der Rat am Donnerstag. Zuvor wird es auf dem Rathausvorplatz zu einer Kundgebung der Organisation „Treffpunkt Asyl Bochum“ kommen. Sie will aufmerksam machen auf die „katastrophale Lebens- und Unterbringungssituation“ der Flüchtlinge und die fehlende psychosoziale Begleitung der traumatisierten Menschen.

Es ist nicht der erste Protest. Zweimal haben mehrere Dutzende Flüchtlinge auf dem Willy-Brandt-Platz demonstriert, in einem anderen Fall kam es zu einem mehrtägigen Hungerstreik von zehn Männern. Die Unterbringungssituation der mittlerweile mehr als 4000 Flüchtlinge in unterschiedlichen städtischen Einrichtungen hat dabei jeweils auch eine Rolle gespielt. Vor allem aber waren es Proteste wegen des schleppenden Fortgangs ihrer Verfahren. „Mit unseren Anträgen geht es nicht vorwärts“, beklagte etwa Dikran Tokmakji, ein 24-jähriger Syrer, bei einer der Kundgebungen vor dem Rathaus.

Monatelanges Warten

„Das größte Problem ist der Informationsmangel“, sagt Tobias Dannappel, ein Unterstützer des Netzwerks Flüchtlingshilfe Eppendorf. „Alle warten monatelang auf ihren Interviewtermin und bekommen keine Auskunft, wann es so weit ist.“ Selbst in einer vergleichsweise kleinen Einrichtung wie der in Eppendorf, wo bis zu 70 Flüchtlinge untergebracht sind und bei der es, so Dannappel, fast auf jeden Flüchtling ein ehrenamtlicher Helfer komme, führe dies zu Problemen.

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Anfängliche Euphorie münde in Lethargie. Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede führten zu Konflikten, die manchmal auch durch die Polizei geschlichtet werden müssten. Schwierigkeiten, die vor Ort entstehen, deren Hauptursache jedoch woanders liegt. „An dem Verfahren können wir nichts ändern“, sagt Stadtdirektor und Flüchtlingskoordinator Michael Townsend.

Ein Flüchtling, der sich als Asylsuchender gemeldet hat, erhält zunächst eine „Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender“ (Büma), ein vorläufiges Aufenthaltspapier. Dann kann es lange dauern, bis es zum Termin beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) kommt und die Frage geklärt wird, ob der Antragsteller ein Aufenthaltsrecht bekommt oder eine Arbeit aufnehmen kann. Eine Zeit des bangen Wartens.

„Das ist zermürbend“, sagt Tobias Dannappel. Zumal, so sein Vorwurf, die Menschen in den Einrichtungen von den hauptamtlichen Kräften nur verwaltet statt betreut werden, allein Ehrenamtliche sorgten mit ihrem Engagement für Abwechslung. Auf 100 Flüchtlinge kommt derzeit ein hauptamtlicher Sozialarbeiter, das ist Bochums Betreuungsschlüssel.

Mit der Zeit wächst der Unmut

Die Wohlfahrtsverbände, die einen Teil der Flüchtlingseinrichtungen leiten, kennen das Problem genau: „Den Asylsuchenden ist am wichtigsten, zu wissen wie ihr Status ist, was den Nachzug betrifft und wie es weitergeht“, sagt IFAK-Sprecher Sebastian Hammer. ,Was wir feststellen, ist, dass die Situation der Menschen auf die Dauer krisenhafter wird und dass der Unmut wächst.“ Das habe mit der Unterbringungsmöglichkeit zu tun und vor allem mit dem Schwebezustand. „Nicht zu wissen wann und wie es weitergeht, ist eine enorme psychische Belastung.“

Tatsächlich ist die Wartezeit auch ein Problem für die Städte. „Mir würde schon unendlich helfen, wenn die Menschen in den Unterkünften nicht monatelang warten müssen, dass ihre Anträge bearbeitet werden“, sagte dieser Tage Hernes Bürgermeister Frank Dudda (SPD) beim IHK-Jahresempfang.

Aber: „Es gibt keine konkrete Rückmeldung vom Bamf“, so IFAK-Sprecher Hammer. „Dort sagen sie nur, sie seien überlastet.“ Die WAZ hat beim Bamf angefragt, wie lange die durchschnittliche Wartzeit ist. Eine Antwort blieb die Bundesbehörde schuldig.