Bochum. . Eine pensionierte Lehrrerin hat der Wattenscheider Tafel eine nagelneue Waschmaschine gespendet. Damit wird Kleidung für Bedürftige gewaschen.

„Ich bekomme mehr als ich brauche.“ Das sagte Hilde Lafond am Montag bei der „Wattenscheider Tafel“, als sie mal wieder eine Sachspende vorbeibrachte. Schon seit vielen Jahren macht sie das. Sie kam mit Gebrauchtwaren wie zum Beispiel Kleidung, Handtüchern, einem Handy, einen gebrauchten PC und -Zubehör. Doch am Montag erschien die pensionierte Französisch-Lehrerin aus Höntrop bei der Tafel an der Laubenstraße mit etwas ganz Besonderem: mit einer nagelneuen Waschmaschine.

Vor wenigen Tagen hatte sie erfahren, dass die bisherige Waschmaschine des gemeinnützigen Vereins an der Laubenstraße ihren Geist aufgeben hat. In ihrer WAZ sah Hilde Lafond die Anzeige eines Elektrofachmarktes – und griff sofort zu. Mehrere hundert Euro machte sie dafür locker. Jetzt kann die Tafel wieder die gespendete Kleidung vor der Abgabe an Bedürftige noch einmal richtig durchwaschen.

„Hier sehe ich konkret vor Ort, es kommt an“, sagt die 67-jährige Gymnasiallehrerin. Außerdem: „Mit warmen Händen geben ist besser als mit kalten Händen.“

Die Freude über die Spende ist bei der Tafel groß. Tafel-Teamleiterin Larisa Baasner: „Wir versuchen jeden Tag, mit all unseren Möglichkeiten zu helfen. Jedoch sind es meist die kleinen Alltagsschwierigkeiten, die uns vor immer neue Herausforderungen stellen.“

„Wir sammeln den Überfluss der Gesellschaft“

Als die WAZ gestern Vormittag ein Foto von der Spenderin macht, hat sich wieder eine lange Menschenschlange vor der Lebensmittelausgabe der Tafel an der Laubenstraße gebildet. Menschen jeden Alters, darunter ein kleiner Junge, warten geduldig darauf, dass sie etwas zu essen abholen können – solche Waren, die die Supermärkte und Cateringfirmen nicht mehr verkaufen, zum Beispiel wegen des Haltbarkeitsdatums oder kleiner Beschädigungen. Einmal pro Woche kann jeder dort anstehen. „Für jede gefüllte Kiste werden zwei Euro berechnet“, heißt es in der Tafel. „Wir sammeln den Überfluss der Gesellschaft und geben ihn an bedürftige Menschen“, sagt Tafel-Vorstand Manfred Baasner. „Wir fahren jeden Morgen jeden großen Supermarkt an“. Baasner, der vor seiner Rente als Handwerksmeister gearbeitet hat, ist bestens vernetzt, ein unermüdlicher Klinkenputzer. 2013 hat er sogar das Bundesverdienstkreuz bekommen.

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Die im Jahr 2000 gegründete Tafel ist mittlerweile zur Anlaufstelle von vielen hundert Menschen pro Tag geworden. Pro Woche nutzen im Schnitt 10.000 Bochumer das Angebot, darunter zunehmend Flüchtlinge. Ausgegeben werden die Lebensmittel an 36 Stellen in der ganzen Stadt, darunter Schulen und Kindergärten („Kinder-Tafel“).

160 ehrenamtliche Helfer

160 Helfer packen bei der Tafel an, alle ehrenamtlich. Zusätzlich sind rund 20 Ein-Euro-Jobber dort aktiv. Davon waren laut Tafel zuletzt aber viele krank gemeldet, was zu Problemen im Betriebsablauf geführt hat. Finanziert wird alles - darunter das Gebäude und zwölf Fahrzeuge – nur durch Spenden.

Neben Lebensmitteln bietet die Tafel auch ein „Soziales Warenhaus“ an. Dort sind gebrauchte Möbel, Textilien, Haushaltsgeräte, Schuhe, Geschirr und ähnliche Dinge gelagert. Gegen kleines Geld wird alles verkauft. Weitere Sachspenden erwünscht. Außerdem gibt es dort Sprachkurse, Rechtsberatung und ein „Integrations-Zentrum“.