Bochum. . Verdi ist im Aufwind. Die Streiks 2015 bescherten dem Bezirk Bochum-Herne 1600 neue Mitglieder. Auch 2016 will die Gewerkschaft kämpfen.

Der Kampf um mehr Lohn und gute Bedingungen im Job schweißt Arbeitnehmer zusammen. Die harten Tarifauseinandersetzungen des vergangenen Jahres für Beschäftigte bei Post, Kindertagesstätten und in anderen sozialen Berufen haben der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi 1600 neue Mitglieder beschert.

„Wir haben die Trendwende geschafft“, freute sich Geschäftsführerin Gudrun Müller am Dienstagabend vor rund 250 Gästen auf dem Neujahrsempfang des Verdi-Bezirks Bochum-Herne; knapp 30.000 Arbeitnehmer in fast 1000 Berufen des privaten und öffentlichen Dienstleistungsbereichs sind hier organisiert.

Verdi sieht sich gut aufgestellt

„Turbulent“ sei das Jahr 2015 gewesen, so Müller. „Wir haben eine Million Streiktage gezählt. So viele wie noch nie. Der Verdi-Bezirk Bochum-Herne gehörte zu den Streikhochburgen.“ Nur dem großartigen Engagement und Kampfgeist der Arbeitnehmer sei es zu verdanken, dass es gelungen sei, gegen „verbissenen Widerstand“ der Arbeitgeber höhere Löhne zu vereinbaren. Die Beschäftigten bei der Post und im sozialen Erziehungsdienst gehörten nun „zu den kampferfahrensten und am besten organisierten Bereichen im öffentlichen Dienst“.

Verdi sei daher auch gut aufgestellt für die 2016 anstehenden Tarifauseinandersetzungen bei Bund und Kommunen, berichtete Müller. „Selbstbewusst und aus der Position der Stärke heraus gehen wir in diese Verhandlungen. Wir erwarten spürbare Einkommenssteigerungen, Spielchen am Verhandlungstisch lehnen wir ab.“ Auch leere Kassen seien keine Argumente gegen gute Bezahlung. Müller: „Stärkungspakt und Schuldenbremse sind keine Naturereignisse, die plötzlich über uns gekommen sind, sondern sie sind durch bewusste politische Entscheidungen herbeigeführt worden.“

Warnung vor einem "Rechtsruck"

Mit Blick auf die Flüchtlingsdiskussion warnte Müller vor einem „Rechtsruck in unserem Land“. Unterstützung bekam sie dabei von den Oberbürgermeistern aus Bochum und Herne, Thomas Eiskirch und Frank Dudda (beide SPD). „Wenn uns die Integration der Flüchtlinge gelingt, sind sie ein Faustpfand für die Zukunft unserer Stadt“, sagte Eiskirch. Dudda warnte angesichts der zunehmenden Ängste in der Bevölkerung um die eigene Sicherheit vor Hysterie und warb für Balance.

Die Polizei könne nicht 24 Stunden auf der Straße sein. Dudda: „Das ist keine Lösung. Unsere Grundstruktur funktioniert.“ Hernes OB kritisierte zudem die Bezirksregierung Arnsberg, die ungeachtet der immensen Kosten, die die Unterbringung von Flüchtlingen verursache, Haushaltspläne strikt kontrolliere. „Wir haben das Geld doch nicht in der Spielbank verjubelt“, so Dudda. „Ich habe nicht vor, Herne totzusparen.“