Bochum. In Bochum gibt es zu wenige günstige Wohnungen. Studie zeigt Defizite beim Sozialen Wohnungsbau. Verwaltung denkt über Rückbau von Büros in der Innenstadt nach.

Wer arm ist, hat es auch bei der Wohnungssuche schwerer. Gerade in Bochum gibt es zu wenig günstige Wohnungen, so das Ergebnis einer Studie des Deutschen Mieterbundes. Diese wurde jetzt im Blue Square in der Bochumer Innenstadt präsentiert und mit Vertretern von Stadt, VBW Bauen und Wohnen, Mieterverein, Flüchtlingsrat, DGB und Besuchern diskutiert.

Die menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen, Kritik an rein betriebswirtschaftlicher Logik, das Hand-in-Hand von Wohnungspolitik und Stadtgestaltung – alle Themen mündeten letztlich in der Frage nach bezahlbarem Wohnraum. Dass der geschaffen werden muss, darin waren sich alle einig. Doch wie genau und mit welchen Mitteln schafft man das?

25 Neubauten in einem Jahr

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Auch wenn viel Wohnungspolitisches Bund- und Ländersache sei, könne die Stadt Bochum etwas unternehmen, so Martin Krämer, der die Studie des Mieterbundes vorstellte. So sollte die Stadt mehr in sozialen Wohnungsbau investieren. Letztes Jahr habe es nur 25 geförderte Neubauten gegeben, das sei „rekordverdächtig niedrig.“ Doch Bauen dauert und kostet. VBW-Geschäftsführer Norbert Riffel warf ein, dass auch viel Geld in die Instandhaltung bestehender Wohnungen fließe: „Unser Bestand kommt größtenteils aus den 50ern und 60ern.“

Doch es gebe auch kurzfristige Maßnahmen, so Krämer. Das Stichwort: Leerstand. Circa 8400 leere Wohnungen vermelden die Stadtwerke. Basis für die Zahlen ist der Stromverbrauch – verbraucht ein Haushalt kaum Strom, gilt er als unbewohnt. „Aber besonders niedriger Verbrauch, Urlaube oder Zweitwohnungen können die Zahlen verzerren“, erklärte Krämer. Norbert Riffel wunderte sich: „Wir haben sogar Wartelisten. Wo hier tausende leere Wohnungen seien sollen, ist mir unerfindlich.“

Büros in Wohnungen umbauen

Eckart Kröck, Amtsleiter des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes, meint, die Zahlen seien nur bedingt wichtig, vielmehr seien Ideen und Konzepte gefragt. „Es gibt viele Büros in der Innenstadt, die mal Wohnungen waren“, sagte er. Kontakt mit den Eigentümern aufnehmen, sie auf Fördermöglichkeiten aufmerksam machen und so für Wohnraum sorgen, hält er für angemessener, als neu zu bauen. „Bevor man an wertvolle Grünflächen geht, müssen wir die anderen Ressourcen ausschöpfen.“ Martin Krämer findet die Idee gut. Zumal: „In der Innenstadt wohnt man in Bochum nicht unbedingt teurer als woanders.“ Außerdem gebe es diese Möglichkeit auch in anderen Stadtteilen. Die Stadt müsse nun aber aktiv werden, so seine Forderung. „Wir bauen, wir planen, wir konzipieren – jetzt geht’s los“, sagte Kröck. Ein Masterplan Wohnen sei in Arbeit, verspricht er.

Im Blue Square diskutierten außerdem Jochen Marquardt vom DGB, Birgit Naujocks vom Flüchtlingsrat NRW und Aichard Hoffmann vom hiesigen Mieterverein. Basis für die Studie des Mieterbundes waren Wohnungsmarktberichte, offizielle Zahlen und weitere Quellen. Sie steht unter www.mieterbund-nrw.de zum Download bereit.