Bochum. . Etwa 300 Bürger diskutierten am Freitag mit Vertretern der Stadt über den Bau einer Container-Unterkunft Am Kuhlenkamp.
Mehr als 300 Menschen, die meisten von ihnen unmittelbar betroffene Anwohner, kamen am Freitag bei ungemütlichem Wetter zum WAZ-Redaktionsmobil Am Kuhlenkamp in Weitmar. Sie alle wollten vor allem wissen, warum die Stadt genau in ihrem Wohnquartier ein Container-Einrichtung für 220 Flüchtlinge errichtet. Die Wohnanlage soll, so erfuhr die WAZ, voraussichtlich im April eröffnet werden.
Mit Stadtdirektor Michael Townsend, Sozialdezernentin Britta Anger, Bezirksbürgermeister Marc Gräf und weiteren Vertretern der Fachämter, war die Stadt stark vor Ort vertreten. Vorweg ein Kompliment an alle Beteiligten. Obwohl bei manchen Anliegern ganz offenkundig die Nerven blank liegen und ganz viel Emotionen mit im Spiel sind, blieb die Diskussion über eineinhalb Stunden im wesentlichen fair und an der Sache orientiert.
Die Standortfrage
Eine Frage, die immer wieder aufkam, war die nach dem Standort. Warum Am Kuhlenkamp und nicht woanders? „Das hier ist eine Frischluftoase für die Bürger. Und die Stadt will diese Oase mutwillig zerstören“, erklärte Rolf Schüth, der eine Bürgerinitiative gegründet hat. Es seien bereits viele Bäume abgeholzt worden.
Ob es sich hierbei um schützenswerte Bäume gehandelt hat, darauf hatten die Stadtvertreter keine genaue Antwort. „Aber wir haben natürlich eine Fällgenehmigung“, so Stadtdirektor Townsend. „Und in der steht auch, dass nach der Bebauung mit den Containern der Ursprungszustand des Gebietes wieder hergestellt werden muss.“
Die weitere Nutzung
Damit ging es bereits um eine weitere Sorge der Anwohner: Viele Weitmarer befürchten, dass nach den Containern die Wohnungsbaugesellschaften kommen. „Die Container dürfen hier drei Jahre stehen“, erklärte Townsend. „Die müssen wir wahrscheinlich auch ausnutzen.“ Eine spätere Bebauung sei derzeit nicht geplant. „Aber natürlich kann der Rat zukünftig eine andere Entscheidung treffen.“
Die Alternativen
Was viele Bürger nicht verstehenkönnen: Aus ihrer Sicht gibt es Alternativen für den Standort der Container – auch in Weitmar. Stadtdirektor Townsend erklärte die Kriterien, die bei der Standortwahl entscheidend sind. „Wir schauen zum Beispiel auf eine gleichmäßige Verteilung in der Stadt und dass die Flächen schnell verfügbar sind.“
Die Informationspolitik
Einiger Unmut unter den Bürgern hätte eventuell entkräftigt werden können, hätte die Stadt sie früher informiert. Darin waren sich viele der Anwesenden einig. „Heimlich, still und leise wurde hier die Planung durchgeführt, ohne die Bürger zu informieren“, meinte Rolf Schüth.
Das sieht auch Jessica Sperber so. Die Mutter von drei Kindern habe gehört, dass ausschließlich junge Männer in die Unterkunft einziehen würden. Wie Sozialdezernentin Britta Anger am Freitag jedoch mitteilte, sollen „voraussichtlich Familien Am Kuhlenkamp einziehen“. „Das würde für mich einiges ändern“, so Anwohnerin Jessica Sperber.