Bochum-Stahlhausen. Q1 in Stahlhausen gewinnt bundesweiten Wettbewerb der Wüstenrot-Stiftung. „Kirchengebäude und ihre Zukunft“. Friedenskapelle besonders gelobt.
Das Stadtteilzentrum Q1 in Stahlhausen hat, wie berichtet, den bundesweiten Wettbewerb „Kirchengebäude und ihre Zukunft“ der Wüstenrot-Stiftung gewonnen. Eine hochkarätige Jury, bestehend aus Architekten, Kunstwissenschaftlern, Theologen und Denkmalpflegern, hat unter den 291 Einsendungen 25 Objekte in die engere Wahl gezogen, die sie ausgiebig unter die Lupe nahm. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an das Büro Soan-Architekten aus Linden.
„Einen halben Tag lang waren die Preisrichter bei uns, haben sich von der Bildhauerin Dorothee Schäfer, die hier ihr Atelier hat, von Friederike Müller von der Ifak und von mir informieren lassen“, sagt Pfarrer Holger Nollmann. Das Urteil der Jury: „Ein partnerschaftliches Pilotprojekt für ein attraktives Stadtteilzentrum, dessen sozialer Charakter in hohem Maße mit der konkreten städtischen Situation korrespondiert.“
Denn gesucht wurden keine gelungenen Neunutzungen von entwidmeten Kirchen, sondern Umbauten, die gleichsam Alternativen zur drohenden Schließung bilden. Und dafür ist das Q1 ein gutes Beispiel, stand die Gemeinde doch vor der Wahl: Schließung der Friedenskirche oder eine erweiterte Nutzung gemeinsam mit der Ifak (Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe, Migrationsarbeit). Dass dazu der Kirchraum verkleinert wurde, war nicht zuletzt auch den ausbleibenden Gottesdienstbesuchern geschuldet.
Quartier durch schwierige Sozialstruktur geprägt
Dafür aber entstand die Friedenskapelle. Hell und modern ausgestattet, sitzen die Gläubigen dort einander gegenüber wie zu Tisch; auf zwei Bänken finden 20 Personen Platz.
Und die wurde von der Jury besonders hervorgehoben als neuer Andachtsraum, und zwar für ihre „spirituelle Profilierung“, die Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen Raum für eigene Erfahrungen biete. Denn mit dem Stadtteilzentrum zogen auch Muslime in die Kirche: für viele Gemeindemitglieder anfangs gewöhnungsbedürftig.
Gebäude als Teil eigener kultureller Identität
Der Wettbewerb der Wüstenrot-Stiftung will Beispiele sichtbar machen, wie Kirchengebäude und Gemeindezentren als Teil eigener kultureller Identität erhalten werden können.
Etwa, um Gemeinden Strategien für den Umgang mit ihren Gebäuden aufzuzeigen und um auf die gesellschaftliche Verantwortung hinzuweisen.
„Auch das Planungsamt der Stadt hatte uns auf diesen Wettbewerb aufmerksam gemacht und riet uns zur Bewerbung. Doch das Architekturbüro hatte zu diesem Zeitpunkt bereits alles in die Wege geleitet“, sagt „Hausherr“ Holger Nollmann. Er war von Anfang an von der Idee begeistert, ein Stadtteilzentrum für alle Bewohner jedweder Religion in Stahlhausen und Griesenbruch zu bauen. Denn das Quartier ist nicht allein geprägt durch eine kulturelle Vielfalt, sondern auch durch Bildungsarmut sowie eine schwierige Sozialstruktur.
Und so gibt es im Stadtteilzentrum neben der Religion Integrationskurse der Ifak, das Salafisten-Aussteiger-Projekt „Wegweiser“, Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer – und eben auch Kunst.
Finanziert wurde das ehrgeizige Projekt, das 1,8 Millionen Euro kostete, aus den Mitteln für den Stadtumbau.