Bochum. Die Nachfolger-Suche für Anselm Weber kommt nicht von der Stelle. Jetzt melden sichdie Schauspielhaus-Schauspieler zu Wort. Tenor: „Uns reicht’s!“

Das Schauspielhaus sucht einen neuen Intendanten. Und das schon lange. Fast neun Monate sind nach der Ankündigung von Anselm Weber vergangen, das Bochumer Theater im Sommer 2017 verlassen zu wollen. Ein Nachfolger, eine Nachfolgerin ist nicht in Sicht. Die Unruhe wird täglich größer. Jetzt hat das Ensemble sich zu Wort gemeldet. Tenor: „Uns reicht’s!“

Hausintern ein drängendes Thema

Es wurde ein offener Brief lanciert, der von den Schauspielern unterzeichnet ist, von A (wie Günter Alt) bis Z (wie Anke Zillich). Das Schreiben ist gerichtet an Kulturdezernent Michael Townsend und an die „sehr geehrten Damen und Herren“ des Verwaltungsrates. „Noch immer ist die Nachfolge ungewiss. Nicht nur das Ansehen und die Stellung des Schauspielhauses sind dadurch gefährdet. Mit einem der letzten Aushängeschilder der Stadt wird leichtfertig, ja sträflich umgegangen“, spart der Brief nicht mit starken Worten.

Außerordentliche Ensembleversammlung

Aufgesetzt wurde er nach einer außerordentlichen Ensembleversammlung. Diese wurde einberufen, weil die Hängepartie zunehmend nicht nur in der theaterinteressierten Öffentlichkeit, sondern auch hausintern zum drängenden Thema gerät. „Es ist uns allen unverständlich, dass die Stadt ihre Verantwortung nicht mit mehr Bedacht und Klarheit gerecht wird“, so Florian Lange, Ensemblemitglied, auf WAZ-Nachfrage. Gefordert wird schriftlich, „in diesen undurchsichtigen, schleppenden Prozess Transparenz zu bringen und uns, das Ensemble, umfassend über den Stand der Findung zu informieren.“

Langsam wird’s peinlich

Wir lassen uns Zeit mit der Suche nach dem Richtigen“, sagt Michel Townsend gern, wenn die Rede auf die zähe Intendantenfindung kommt. Dass die Lage nicht ganz so easy ist, belegt der Wut-Brief der Schauspieler. Sie müssen ziemlich angenervt sein, wenn es soweit kommen konnte.

Die Intendanten-Stellenannonce der Stadt weist auf die schwierige finanzielle Lage in Bochum hin. Das ist das Eine. Welcher Theatermacher hat schon Lust auf leere Kassen? Der andere Punkt: Zu lange hatte man sich intern offenbar auf die „Lösung Matthias Hartmann“ fixiert. Der wird es nun nicht. Nun werden die guten Leute rar und die richtig guten sind längst woanders verpflichtet.

Es wird eng für Bochum. Und langsam peinlich.

Jürgen Boebers-Süßmann

Denn es sind vor allem die Schauspieler, die in der Luft hängen. Wer kann bleiben? Wer geht mit Weber nach Frankfurt? Wer wird neu übernommen? Das ist das Eine. Die andere Sorge, die die Schauspieler umtreibt, ist die Finanzlage. „Die Ausstattung muss auch über 2017/18 hinaus gesichert werden, damit das Theater mit einem geeigneten Nachfolger fortgeführt werden kann“, heißt es in dem offenen Brief. Kein gewissenhafter Theatermacher von Rang könne sich auf die ungeklärte finanzielle Situation einlassen, aus der der jetzige Intendant scheide. Das Ensemble bietet seine Hilfe an: „Wir möchten in die Arbeit des Verwaltungsrates eingebunden werden, um als künstlerischer Beirat von unserer Kompetenz Gebrauch machen zu können.“

Kommt eine Übergangs-Intendanz?

Dies sei gerade vor dem Hintergrund wichtig, dass es zu einer Übergangs-Intendanz kommen könnte, sollte sich ein neuer Intendant nicht mehr zeitnah finden lassen. Florian Lange selbst engagiert sich weiter, obwohl ihn das Ganze gar nicht mehr betrifft: Er hat sich bereits für einen Wechsel ans Schauspiel Düsseldorf entschieden.