Bochum. . Bei den Theater-Fans ist die Neugierde groß, wer Anselm Weber 2017 beerben wird. Die WAZ stellt einige Namen vor, die gerüchteweise genannt werden.
Ein kleines Staatsgeheimnis wird um die Neubesetzung des Intendanten-Postens am Schauspielhaus gemacht. Kulturdezernent Michael Townsend, dem die Anwerbung des neuen Mannes/der neuen Frau obliegt, gibt sich verschwiegen, was den Sachstand angeht. Im Kulturausschuss ließ er sich jüngst auf eine entsprechende Frage lediglich zu der Bemerkung hinreißen, „womöglich Anfang Oktober klarer zu sehen“.
Gleichwohl ist die Nachfolge des 2017 ans Schauspiel Frankfurt abwandernden Anselm Weber DAS Thema bei Bochums Theaterfreunden. Nicht nur am Rande der Premieren zum Saisonstart wird mal konspirativ, mal anscheinend wissend gefragt: „Na, haben Sie schon gehört...?!“ Auch in den einschlägigen Kulturzirkeln ist das Thema heiß.
Genaues weiß außer dem Geheimnisträger im Rathaus keiner, aber man kann ja spekulieren. Alle Personen, die hier genannt werden, sind im Gespräch. Dass es noch weitere gibt, davon ist auszugehen.
Kay Voges: In Dortmund gelingen ihm Großtaten
Erstaunliche Großtaten vollbringt Regisseur Kay Voges (43) am Schauspiel Dortmund. Nach Jahrzehnten im Dämmerschlaf wuchs das Haus unter seiner Leitung trotz eines Mini-Etats zur wohl führenden Bühne NRWs. Der Lohn: Zweimal waren seine Arbeiten für den wichtigen Theaterpreis „Faust“ nominiert. In der Kritikerumfrage von „Theater heute“ landete Dortmund in diesem Jahr auf Platz zwei hinter dem Wiener Burgtheater. Von solchen Ehren träumt man in Bochum schon lange.
Chancen: Gut! Der Mann hat Ambitionen und kennt sich bestens mit klammen Kassen aus.
Roger Vontobel: Regisseur strebt nach mehr Verantwortung
Roger Vontobel (38) wäre für viele Theaterfreunde eine ideale Besetzung: Der Schweizer Regisseur kennt das Schauspielhaus, hat hier starke Produktionen abgeliefert („Die Nibelungen“, „Einsame Menschen“) und steht für einen unverstellten Regie-Zugriff auf hohem künstlerischen Niveau. Vontobel hat gelegentlich erklärt, dass er nach über 20 Jahren als Regisseur gerne auch Verantwortung als Theaterleiter übernehmen würde – ob der berufliche Neustart gerade in Bochum Sinn machen würde, ist nicht sicher. Schließlich „kennt man mich hier schon“. Chancen: kaum
Michael Thalheimer: Regie-Star bleibt vermutlich lieber in Berlin
Seit Jahren in der ersten Liga deutscher Regisseure spielt Michael Thalheimer (50). Eine Bühne geleitet hat er zwar (noch) nie, dafür gelten seine Inszenierungen u.a. am Deutschen Theater und Thalia Theater als herausragend. Einladungen zum Berliner Theatertreffen sind ihm regelmäßig gewiss. Mit ihm käme ein wirklich großer Name nach Bochum – doch gilt es eher als wahrscheinlich, dass Thalheimer als Leitender Regisseur ans Berliner Ensemble geht, wo Oliver Reese 2017 die Nachfolge von Claus Peymann antritt. Chancen: Wär’ zu schön, um wahr zu sein.
Barbara Mundel: Freiburger Theaterchefin wäre ab 2017 frei
Barbara Mundel (56) ist eine feste künstlerische Größe in der deutschsprachigen Theaterszene und seit 2006 Intendantin des Theaters Freiburg. Sie scheidet dort 2017 aus, wäre also für Bochum frei. Ob die Regisseurin, die auch im Opernfach zu Hause ist, ins Ruhrgebiet wechseln möchte, ist allerdings nicht sicher. Zuletzt hatte Mundel öffentlich betont, eine Auszeit vom Spielbetrieb nehmen und als Kuratorin das Freiburger Stadtjubiläum 2020 organisieren zu wollen. Gleichwohl gibt es auch persönliche Verbindungen nach Bochum. Chancen: eher gering
Matthias Hartmann: Ex-Intendant hat in Bochum viele einflussreiche Fürsprecher
Matthias Hartmann? Hatten wir doch schon... – Und doch hält der Name des Ex-Intendanten (52) sich hartnäckig, wenn es um 2017 geht. Jeder Besuch in Bochum wird neugierig registriert; vor kurzem soll er mit dem Kulturdezernenten im „Livingroom“ diniert haben. Ob der am Burgtheater geschasste Theatermacher überhaupt willig ist, steht dahin: Für das österreichische Servus-TV (Besitzer: Red-Bull-Magnat Dietrich Mateschitz) entwickelt er Theater- und Kulturformate, demnächst wird er in Dresden inszenieren. Aber Hartmann ist immer für Überraschungen gut. Über die „Red Bull-Connection“ könnte er dem klammen Schauspielhaus Zusatz-Einnahmen in Form von Sponsorengeldern verschaffen.
Chancen: Sag’ niemals nie!
Markus Dietz: Kennt sich in Bochum bestens aus
Markus Dietz (54) ist zurzeit Oberspielleiter am Staatstheater Kassel. Dass er „’was kann“, hat Dietz spätestens mit seinem Kasseler „Woyzeck“ (2011) bewiesen – die Büchner-Inszenierung lief drei Spielzeiten vor ausverkauftem Haus. Dietz kennt das Schauspielhaus aus seiner Zeit als freier Regisseur, in der Ära Goerden brachte er Tracy Letts Erfolgsstück „Eine Familie (August: Osage County)“ als Fest der Schauspieler heraus, mit u.a. Mechthild Großmann, Katja Uffelmann und Heiner Stadelmann.
Chancen: Geheimtipp!