Wer wird der/die Neue an der Königsallee ab 2017/18? Während die Theatergemeinde die Entscheidung eher entspannt abwarten kann, ist für die Schauspieler der Druck groß: Wer geht mit Weber nach Frankfurt? Wer kann in Bochum weitermachen? Planungssicherheit sieht anders aus.

Gilt auch für die kulturpolitische Schiene. Seit Anselm Webers Rückzugs-Verkündigung ist mehr als ein halbes Jahr vergangen, ohne dass ein Nachfolger unterschrieben hätte. Spekuliert wird heftig und (manchmal) hemmungslos; zuletzt war Stadtdirektor Michael Townsend selbst davon betroffen. Am Wochenende geisterten Mutmaßungen (nicht nur) durchs Internet. „Die Gerüchte verdichten sich, dass der Kulturdezernent sich nicht mehr um die Suche nach dem Intendanten kümmern darf“, las man z.B. in der Welt am Sonntag. „Der Verwaltungsrat ist nämlich schon seit Monaten verärgert, mit wie wenig Elan, dafür aber mit viel Ungeschick Townsend diese wichtige Aufgabe betreibt“, so die WamS weiter.

Das ist aber bestenfalls die halbe Wahrheit, denn von einer Ablösung, gar „Degradierung“ Townsends könne keine Rede sein. Versicherte jedenfalls Dieter Fleskes, Vorsitzender des Schauspielhaus-Verwaltungsrats gestern gegenüber der WAZ. Zwar sei man auch in diesem (politisch) besetzten Gremium unzufrieden, dass alles so lange dauert. Aber: „Michael Townsend hat nach wie vor die Federführung und wird am Freitag den Verwaltungsrat über den Stand der Dinge informieren“, so Fleskes. Townsend zur WAZ: „Wir wollen die beste Lösung für das Theater, die Suche erfolgt keinesfalls kopflos.“ Eine Findungskommission, wie von manchen gefordert, sei nicht der Weisheit letzter Schluss. In Düsseldorf sei sie jüngst nach vielen Indiskretionen geplatzt.

Seit je verzichtet Bochum auf eine solche Kommission, hier hat der Dezernent das Vorschlagsrecht, in Absprache mit dem Verwaltungsrat wird entschieden. „Wir versprechen uns von dem Gespräch im Freitag konkrete Namen und Angaben“, so Fleskes. Townsend geht davon aus, dass „noch im Januar eine Entscheidung fällt“.

Nicht mehr im Rennen ist Matthias Hartmann. Der Ex-Intendant (2000-2005) galt im Verwaltungsrat über alle Parteigrenzen hinweg offenbar als nicht mehrheitsfähig. Hartmann, der an der Wiener „Burg“ in einen Finanzskandal verwickelt war/ist, hätte Bochum gern als Sprungbrett für seine künstlerische Rehabilitierung gesehen. Angeblich mit einer millionenschweren Morgengabe des Red Bull-Besitzers Mateschitz im Gepäck.