Bochum. . Niedrige Gewinnmargen und die Online-Konkurrenz machen eine eigene Filiale oft unattraktiv. Schließungen gibt es vor allem in Stadtrandbereichen Bochums.

In Bochum gibt es immer weniger Apotheken. Waren es im Jahr 2009 noch 107 Standorte, ist ihre Zahl bis Ende 2015 auf 98 gesunken – ein Rückgang von rund acht Prozent. In Bochum wie auch überregional kontinuierlich gebe es immer weniger Filialen, teilte die Apothekerkammer Westfalen-Lippe auf WAZ-Anfrage mit. „Das liegt unter anderem am Arznei­mittel­markt­neu­ordnungs­gesetz von 2011. Die Gewinnmarge der Apotheker beim Verkauf rezeptpflichtiger Arzneimittel ist seither geringer“, sagt Sebastian Sokolowski, Sprecher der Apothekerkammer. Diese machen rund 90 Prozent der Medikamente auf dem Markt aus.

Ralph Hohmann, Leiter der Kronen-Apotheke und Vorsitzender des Bochumer Apothekerverbands, berichtet zudem von einer zunehmenden Konkurrenz durch Online-Apotheken. „Deren Kampfpreise für die frei verkäuflichen Arzneimittel machen uns schon zu schaffen. Anders als bei rezeptpflichtigen Medikamenten gibt es dort ja keine gesetzliche Preisbindung.“ Auch in seiner Apotheke bietet Hohmann immer wieder Medikamente vergünstigt an. „Im Gegensatz zum Internet-Versandhandel habe ich aber höhere Personalkosten, muss Notdienst leisten und manche Produkte erst aufwendig im Labor anmischen.“

Kein Apothekensterben

Einige Kollegen hätten bereits vergeblich versucht, selbst im Internet-Handel Fuß zu fassen. „Dafür braucht man nun mal eine gewisse Größe sowie logistische Kenntnisse.“ Auch das Franchise-Konzept Doc Morris hätte sich beispielsweise in Deutschland nicht durchgesetzt. Ralph Hohmann konzentriert sich daher auf sein Kerngeschäft vor Ort. „Wir haben glücklicherweise viele Stammkunden, die auf die persönliche Beratung nicht verzichten möchten.“ Man kenne ja oft die individuelle Patientenhistorie, was hilfreich sei.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse insgesamt seien zwar schwieriger geworden, von einem Apothekensterben könne jedoch keine Rede sein, sagt Sebastian Sokolowski. „Wir beobachten allerdings einen besorgniserregenden Rückgang, der auf Dauer die flächendeckende Versorgung gefährden könnte.“

Weniger Standorte in den Randbezirken

Gerade in den Randbezirken der Städte würden viele Apotheken schließen. In Bochum seien davon beispielsweise die Stadtteile Hordel und Riemke betroffen, sagt Ralph Hohmann. „Besonders dort, wo es immer weniger Fachärzte und Ärztehäuser gibt, machen auch die Apotheken zu.“

Bedenklich sei mit Blick in die Zukunft der drohende Mangel an selbstständigen Apothekern. „Ein Apotheker darf heute bis zu vier Filialen betreiben. Jede muss aber von einem Apotheker vor Ort geleitet werden. Viele junge Kollegen sind dann lieber dort angestellt, als selbst das kaufmännische Risiko zu tragen.“ Bei vielen Apothekenschließungen sei daher nicht etwa eine Insolvenz der Grund, man finde vielmehr keinen Nachfolger.

Service in Internet-Shops nicht unbedingt schlecht

Ob man zur Apotheke seines Vertrauens geht oder nach Schnäppchen im Internet sucht, bleibt jedem selbst überlassen. Der Service in Online-Apotheken ist jedenfalls nach Einschätzung der Verbraucherzentrale NRW nicht zwangsläufig schlechter. „Wichtig ist, dass der Nutzer im Shop einer zugelassenen Apotheke einkauft“, so Regina Behrendt, Referentin für den Gesundheitsmarkt.

Die Seriosität lasse sich an einem „grünen Kreuz“ auf der Homepage überprüfen, das zum Internetauftritt des Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (www.dimdi.de) führt. „Im Impressum muss zudem eine reguläre Apotheke mit Name und Anschrift eines Verantwortlichen genannt sein.“

Keine Medikamente außerhalb der EU bestellen

Auch in Internetapotheken sollte der Kunde eine gute Beratung erwarten, die per Telefon erfolgt. „Man muss selbst entscheiden, ob das ausreicht, oder einem das persönliche Gespräch in der Apotheke vor Ort lieber ist.“ Auch verschreibungspflichtige Medikamente erhalte man im Netz. Wegen der Preisbindung allerdings zum gleichen Kurs wie in einer „normalen“ Apotheke und ebenfalls nur gegen Vorlage des Originalrezepts. Auch der Kauf von Medikamenten aus dem EU-Ausland mit ähnlich strengen Regeln wie in Deutschland sei online möglich.

„Bestellungen von Medikamenten in Shops außerhalb der EU ist jedoch verboten und möglicherweise gefährlich für die eigene Gesundheit.“ Die Expertin warnt ohnehin davor, Arzneimittel leichtfertig einzunehmen. „So etwas sollte vorher immer mit einem Arzt abgesprochen werden.