Bochum. . Pensionär Friedhelm Fründ (68) hat Anfang des Jahres den Dienst beim Bundesamt für Migration in der Außenstelle Dortmund begonnen.

Eigentlich könnte er den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Nach einem langen Arbeitsleben hat sich Friedhelm Fründ den Ruhestand redlich verdient. Vor zwei Wochen aber hat der 68-Jährige wieder angefangen zu arbeiten. Bei der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Dortmund hilft er mit, den Bearbeitungsstau in den Griff zu kriegen.

Zu tun gibt es reichlich. „Der Druck ist enorm“, sagt der Diplom-Verwaltungswirt. Die Politik erwarte viel vom Bamf. Deshalb wurden zahlreiche neue Mitarbeiter eingestellt. Und weitere sollen folgen. Von 120 auf 300 Beschäftigte soll die Belegschaft wachsen, das gesamte Amt von Huckarder Straße in ein anderes, größeres Gebäude umziehen. Und das unter Volllast.

Für Berufsrückkehrer Friedhelm Fründ („Ich bin der einzige alte Knopp unter den Neuen“) heißt das, so schnell wie möglich vertraut mit den Arbeitsabläufen zu werden. Das Tempo ist hoch. „Aber ich denke das ist für mich zu schaffen. Ich bin gut aufgenommen worden und werde im laufenden Prozess eingearbeitet“, sagt der Bochumer. Akten anlegen, Daten in den Computer eingeben, Kopien erstellen, Akten einscannen. Damit hat er sich in den ersten Tagen beschäftigt.

Pensionär erhielt Arbeitsvertrag

Nichts Neues für den erfahrenen Verwaltungsexperten. „So ähnlich war das bei der Agentur für Arbeit früher auch“, erzählt er. „Und demnächst werde ich wohl auch Anträge von Asylbewerbern annehmen, sie fotografieren und Fingerabdrücke nehmen.“ Einen Zeitvertrag für ein Jahr hat er bei der Behörde unterschrieben. Als ehemaliger Angestellter darf er dazu verdienen. Fründ: „So viel ist das nicht, es ist ein schönes Zubrot. Aber darum geht es mir in erster Linie auch gar nicht.“

Er hatte sich im September bei der Behörde gemeldet, nachdem Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) angekündigt hatte, pensionierte Landesbedienstete sollten für die Registrierung von Flüchtlingen und für andere Verwaltungsaufgaben eingesetzt werden.

Dass Friedhelm Fründ zunächst eine Absage aus der Bamf-Zentrale in Nürnberg erhielt, hatte ihn schon überrascht. Nachdem die WAZ nachgehakt hatte, erfuhr er immerhin, dass schon Interesse an seiner Arbeit bestehe. Und nachdem es im Oktober hieß, er müsse warten, weil es bei der Außenstelle in Dortmund keinen Arbeitsplatz gebe, ging kurz vor Weihnachten alles ganz schnell. Der Pensionär erhielt seinen Arbeitsvertrag. Dreimal die Woche fährt er seitdem mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Dortmund und hilft mit, den Antragberg abzubauen.