Laer. . Große Hilfsbereitschaft für die 33 Neuankömmlinge, die in der Turnhalle untergebracht sind. Störgeräusche gehen in der positiven Grundstimmung unter.
Laer hat eine neue Herausforderung zu bewältigen. Im Vergleich zum Opel-Abgang und den Folgen eine eher leichte, wenngleich emotional nicht zu unterschätzende Aufgabe. Es gilt nun, die 33 Flüchtlinge, die seit gut einer Woche in der Turnhalle an der Alte Wittener Straße 19 übergangsweise untergebracht sind, willkommen zu heißen und ihnen bei der Integration in den Stadtteil zu helfen.
Die Bereitschaft dazu – das zeigt der Informationsabend der Laerschen Runde am Mittwochabend – ist groß. Störgeräusche von einigen Personen, die u.a. nun scheinbar eine Welle der Kriminalität auf Laer zukommen sehen, gehen letztlich in der positiven Grundstimmung unter, die im voll besetzten Saal des Evangelischen Gemeindehauses herrscht. Zu Dutzenden tragen sich die Anwesenden in Listen des bereits bestehenden Netzwerkes „Willkommen in Laer“ ein, um ihre ehrenamtliche Hilfe anzubieten. In Kürze soll es dazu ein weiteres Treffen geben, um die einzelnen Hilfsangebote zu kanalisieren.
Frisör Horst Wenke will schon vorher starten und den Flüchtlingen kostenlos die Haare schneiden. „So kommt man auch gut in Kontakt miteinander“, weiß er aus jahrelanger Erfahrung.
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Auch ihn bewegen ganz besonders die Worte des Syrers Abdul Rahman Salah. Der 23-jährige Englisch-Lehrer hat unter dramatischen Umständen seine Heimat verlassen, was ihm und vielen anderen nicht leicht gefallen sei. Mehr als Kleidung wünscht er sich ein Lächeln und Respekt von seinen neuen Nachbarn.
Bei den Flüchtlingen, die in der Turnhalle untergebracht sind, handelt es sich in erster Linie um junge Menschen bis Mitte 20. Ihre Betreuung hat Plan B, die Interkulturelle Kinder- und Jugendhilfe, um Geschäftsführerin Gülseren Celebi übernommen. Täglich sei man als Ansprechpartner vor Ort, es gebe eine 24-Stunden-Rundum-Betreuung. „Die Halle ist durch Raumtrenner in 30 Kabinen aufgeteilt, Privatsphäre gibt es nicht“, erzählt Celebi. Die Freizeitmöglichkeiten seien sehr begrenzt. Ein Fernseher? Fehlanzeige. „Dafür haben die Flüchtlinge direkt nach der Registrierung aber schon den GEZ-Bescheid bekommen . . .“
Helfer gründeten Laersche Runde
Die Laersche Runde entstand Anfang der 90er Jahre, als es schon einmal einen enormen Flüchtlingszustrom gab – damals aus dem Kriegsgebiet im früheren Jugoslawien. Menschen, die helfen wollten, gründeten die Initiative – unter ihnen die heutige NRW-Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) und der damalige Gemeindepfarrer Karl Kosel.
Inzwischen besteht die Laersche Runde aus Vertretern von örtlichen Vereinen, Verbänden und Institutionen. Mehrmals im Jahr kommen sie zum Austausch zusammen.
Das die Halle nun für den Schulsport und Vereine nicht zur Verfügung steht, freut in Laer natürlich niemanden. „Die Belegung von Turnhallen ist auch nicht unsere Idealvorstellung“, sagt Sozialamtsleiterin Ute Bogucki. „Doch die Platznot ist so groß, dass wir derzeit alles nehmen, was wir an Unterkünften bekommen können.“ Wie lange die Flüchtlinge in der Turnhalle Laer bleiben, vermag Bogucki nicht zu sagen. „Aber ich verspreche, dass die Turnhallen als erstes wieder freigezogen werden.“