Bochum. Die 1921 gegründete Bank finanzierte einst die Geschäfte der Ruhr-Industrie. 2010 kam nach vielen Besitzerwechseln das endgültige Aus.
Wer die WAZ-Redaktion besuchen möchte, ist an der Huestraße 25 jederzeit willkommen. Dort, im zeitgemäß umgebauten „Kortum-Karree“ zwischen Husemann- und Dr.-Ruer-Platz, sind neben der WAZ und Radio Bochum inzwischen auch Fachgeschäfte und Boutiquen heimisch.
Mehr und mehr verblasst die Erinnerung daran, dass sich in diesem zentralen Gebäude einmal eine der maßgeblichsten Geldhäuser des Ruhrgebiets befand: die Westfalenbank.
Unternehmen wollte nicht von den Berliner Großbanken abhängig werden
Ex-Mitarbeitern und -Kunden ist die Bankleitzahl der Westfalenbank AG – BLZ 430 200 00 – nach wie vor geläufig; schließlich war man „Westfalenbänker“ nicht bloß aus Pflichterfüllung, sondern meist auch aus Überzeugung. Noch heute gibt es einen Ehemaligen-Stammtisch, der regelmäßig zusammenkommt.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Die Verbundenheit hatte sicher auch mit der Tradition des Hauses zu tun, denn die Westfalenbank war ein echtes Bochumer Gewächs. Sie entstand 1921 als Gründung von verschiedenen Industrieunternehmen des Ruhrgebietes (Bergbau-AG Lothringen, Essener Steinkohlenbergwerke AG, Maschinenfabrik Henschel & Sohn AG) als Konzernbank im Revier, um nicht von den Berliner Großbanken abhängig zu werden.
Konjunkturaufschwung nach dem Krieg
Nicht zuletzt war auch die Wahl des Standorts solchen Unternehmungsüberlegungen geschuldet: Denn das ursprüngliche Verwaltungsgebäude der BAG Lothringen und der Westfalenbank (der heutige „Altbau“) wurde zeitgleich von den Architekten Fritz August Breuhaus und Heinrich Rosskotten aus Düsseldorf 1923/25 erbaut. 1958/59 kam der Erweiterungsbau Ecke Hue-/Kortumstraße dazu.
Ihn vor allem verbinden die Bochumer mit „ihrer“ Westfalenbank, die ihren Aufschwung nach dem Krieg hatte, als sie Hausbank etlicher Ruhrgebietskonzerne war, u.a. auch der damaligen WAZ-Gruppe.
An die Stufen, die zu den Glastüren und in die hohe Schalterhalle führten, kann man sich gut erinnern. Genauso wie an das typische Westfalenbank-Logo, das an der Stirnseite des Hauses die Geschichte der Bank überlebt hat.
Die Geschichte der Westfalenbank war wechselvoll
Und die war wechselvoll. Mit der Kohlekrise der 1960er Jahre geriet auch die Westfalenbank in erste Schwierigkeiten. In den Folgejahren gab es verschiedene Besitzer,1992 war dazu nach geplatzten Immobiliengeschäften ein empfindlicher finanzieller Schaden eingetreten.
Über die Düsseldorfer Falke-Bank kam die Westfalenbank 2004 an die Hypo Vereinsbank. 2006 wurden deren verbliebene Restgeschäfte an einen US-Investor verkauft, die Bank in Crown Westfalen Bank AG umfirmiert. Zum 31. Dezember 2010 war auch damit Schluss.
So traurig – und für die über 300 ehemaligen „Westfalenbänker“ bis heute nicht wirklich zu begreifen – endete ein starkes Stück Bochumer Wirtschaftsgeschichte.
Von Ruhrpark bis Wiesental: Historische Bilder aus Bochum
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