Bochum. . In Bochum wurden 5000 Briefe vom „Referat für Zukunftsentwicklung“ in Briefkästen gesteckt. Darin werden Bürger aufgefordert, Leerstand zu melden.
Über einen Brief des „Referates für Zukunftsentwicklung der Stadt Bochum“ wunderten sich in den letzten Tagen viele Bürger. Darin räumt die Stadt ein: „Die improvisierte Unterbringung von Nachbarinnen und Nachbarn in Turnhallen, Containern und Leichtbauhallen hat sich als fataler Fehler erwiesen.“ Jens Nehring, Leiter des Referates, fordert: „Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum.“
Allein, sowohl Nehring als auch sein komplettes Referat sind reine Erfindung, Fiktion, Satire. Nach Informationen unserer Redaktion wurde das offiziell aussehende Schreiben in einer Auflage von 5000 Stück überall im Stadtgebiet in Briefkästen gesteckt. Ausgeheckt wurde die Aktion von einer Gruppe aus dem weiteren Umfeld des „Treffpunktes Asyl“, einem lockeren Zusammenschluss von Gruppen und Einzelpersonen, die sich für einen anderen Umgang mit Flüchtlingen in dieser Stadt engagieren.
Aufmerksamkeit für Flüchtlingsunterkünfte erzeugen
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Hans Hudde zeigt sich verantwortlich für das Schreiben und erklärt: „Wir wollten so kurz vor Weihnachten die Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema lenken.“ Es sei nicht die Absicht, die Stadt für ihre derzeitige Flüchtlingspolitik zu kritisieren, sondern „die Stadt zu ermuntern, einen anderen Weg zu gehen.“ Die aktuelle Aktion sei lediglich ein „Vorgeplänkel“ für weitere öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen, um auf Probleme in Zusammenhang mit der Unterbringung von Flüchtlingen in Bochum hinzuweisen. So gebe es aktuelle und konkrete Erkenntnisse über gewerbliche Leerstände in Bochum.
In dem Satire-Schreiben war die Zahl von rund 9600 leerstehenden Wohnungen in Bochum genannt worden. Im August hatte die Stadt ganz offiziell auf knapp 9400 leerstehende Wohnungen verwiesen. Dies hatte eine Stromzählerauswertung ergeben. Zu diesem Zeitpunkt bedeutete dies eine Leerstandsquote von etwa 4,8 Prozent.
Schreiben ist ein "Fake"
Ein Sprecher der Stadt bezeichnete das Schreiben als „Fake und Satire“, räumte ein, dass es sich natürlich um ein wichtiges Thema handele, „das allerdings bei der Stadt Bochum sehr gut aufgehoben sei und das wir weiter nach vorne bringen werden“.
Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Rat, Ralf Lange, äußerte sich spontan zu dem Schreiben: „Ich finde die Richtung gut. Wenn es so gemacht würde, wie dort angekündigt, könnte ich voll inhaltlich dahinter stehen.“