Laer. . Bürgernetzwerk „Willkommen in Laer“ diskutiert Ankunft von 440 Menschen aus Krisengebieten. Ehrenamtliche wünschen sich mehr Unterstützung.

Ein dreistündiger emotionaler Diskussions-Marathon liegt hinter dem Netzwerk „Willkommen in Laer“. Die Nachricht, dass bereits ab Mitte Dezember ca. 440 Flüchtlinge in Leichthallen auf dem ehemaligen Opel-Parkplatz an der Alten Wittener Straße untergebracht werden sollen, beschert der engagierten Bürgerrunde Kopfzerbrechen (die WAZ berichtete).

Klar ist: Man möchte weiter helfen und den Neuankömmlingen die bestmögliche Unterstützung bieten. Doch wie ist die Vielzahl der Flüchtlinge aus Krisengebieten zu stemmen?

Gehen die Meinungen in Detailfragen oft auseinander, ist man sich in zwei Punkten einig: Die Stadt muss zeitnah Konzepte erstellen und umsetzen, um den freiwilligen Helfern beizustehen und eine Überlastung dieser zu vermeiden.

Dirk Meyer (SPD) von der Bezirksvertretung Ost kündigt eine offizielle Anfrage an. Außerdem müssen weitere Engagierte mobilisiert werden, um den künftigen Mehraufwand bewältigen zu können. Gesucht werden u.a. (pensionierte) Lehrer für Deutschkurse sowie Bürger, die diese unterstützen möchten.

Dolmetscher dringend gesucht

Dringender Bedarf herrscht bei Dolmetschern: „Auch jemand, der Französisch spricht, wird gebraucht“, teilt Ratsmitglied Stephan Kosel, Moderator der Runde, im voll besetzten Vereinsheim des LFC Laer mit. Ebenso wird Personal für eine geplante Kleiderkammer benötigt.

Die Arbeitskreise des Netzwerks, die derzeit die Flüchtlinge in der Turnhalle betreuen, beraten, wie und ob ihre Aufgaben auf großer Ebene umsetzbar sind. Daher steht zur Debatte, sich zunächst gänzlich auf die Erstversorgung zu konzentrieren und andere Bereiche – zum Missfallen aller – vorerst hinten anzustellen.

Dies würde einen organisierten Rückzug aus Betreuung und Begleitung bedeuten und erneut die Stadt in die Pflicht nehmen. Gleichzeitig weisen alle Beteiligten, so auch Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD), darauf hin, dass Beschäftigung essenziell sei, wenn so viele Personen ununterbrochen auf kleinem Raum beisammen sind.

„Wir müssen uns neu aufstellen“

Hier schwingt Kritik an der befürchteten Wohnsituation in der neuen Flüchtlingsunterkunft mit. Diese unterscheide sich kaum von dem allseits als nicht annehmbar angesehenen Aufenthalt in einer Turnhalle. Positiv sei, dass Sanitäranlagen innerhalb der Hallen zugänglich sein sollen, so Kosel, der zusammenfasst: „Wir müssen uns neu aufstellen, denn: Alles was von uns geboten werden kann, hat leider Grenzen.“

Die Bürger suchen aufgrund des knappen Zeitplans schnellen Kontakt zu Verantwortlichen vor Ort und Vertretern der Politik. Pro Flüchtlingsunterkunft ist ein konkreter Ansprechpartner seitens der Stadt gewünscht.

Acht Wohneinheiten sind geplant 

Die Stadt teilt auf Anfrage mit, dass Mitte Dezember die ersten Neuankömmlinge die Leichthallen beziehen sollen. Geplant sind acht Wohneinheiten mit je 56 Betten und Gemeinschaftsflächen sowie eine Verwaltungseinheit. Bei einer zweiten Bürgerversammlung in Laer soll es demnächst weitere Informationen geben, so Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche.

Ratsmitglied Stephan Kosel unterstreicht, dass ohne enormes ehrenamtliches Engagement die Stadt ihre Aufgaben nicht bewältigen könnte. Neben einem Ortstermin soll es Ende Dezember das nächste öffentliche Netzwerktreffen geben. Die große Resonanz von mehr als 60 Teilnehmern sei ein deutliches Signal der Hilfsbereitschaft. Kontakt: Tel. 0234 / 54 47 56 64.