Bochum. . DAX-Unternehmen Vonovia baut 2017 auf einer 30.000 Quadratmeter großen Fläche an der Universitätsstraße neue Hauptverwaltung für 1000 Mitarbeiter.
Deutschlands größtes Immobilienunternehmen Vonovia bleibt in Bochum. Der seit September in der Liste der 30 umsatzstärksten deutschen Aktienunternehmen geführte Konzern errichtet 2017 seine neue Zentralverwaltung für 1000 Mitarbeiter plus etwa 500 Parkplätze auf einem 30 000 qm großen Grundstück an der Ecke Universitätsstraße/Wasserstraße in Wiemelhausen.
„Wir sind in Bochum Dax-Konzern geworden und wollen jetzt als Dax-Konzern auch in Bochum bleiben“, so Vonovia-Vorstandsvorsitzender Rolf Buch.
Damit ist der nach dem Zusammenschluss von Vonovia-Vorgänger Annington und der Mülheimer Gagfah drohende Weggang aus der Stadt abgewendet und eine „Festlegung für einige Jahre“ gefallen, so Buch. Schließlich miete das Unternehmen sich nicht mehr ein, sondern baue die Verwaltung selbst.
2018 läuft der Mietvertrag aus
Der Mietvertrag für die bisherige Zentrale an der nur einen Steinwurf weit entfernt gelegenen Philippstraße, wo derzeit 700 Beschäftigte tätig sind, läuft 2018 aus. Daher war Eile bei der Entscheidung geboten, zumal die Gagfah zum Teil bereits ihre bisherige Verwaltung in Mülheim verlässt. Das Tempo und die Anstrengungen von Bochum um den Verbleib, so Buch, hätten den Ausschlag gegeben. Viele Städte hätten sich beworben, vier von ihnen („darunter auch große“) seien ernsthaft als Standort geprüft worden. Buch und sein Gagfah-Pendant Thomas Zinnöcker hatten sich darauf geeinigt, dass der neue Standort nicht über einen Umkreis von 20 Kilometer um Essen hinaus errichtet werden sollte.
An der Universitätsstraße kauft der Immobilienriese ein Grundstück von der städtischen Entwicklungsgesellschaft Ruhr (EGR), die er selbst 2009 an die Stadt verkauft hatte. Dass der (Wieder-)Kaufpreis nach Informationen dieser Redaktion bei 50 Euro/m² liegen soll, also insgesamt rund 1,5 Millionen Euro, mochte Vonovia nicht bestätigten. Die Rede ist von einem „angemessenen“ Preis. Die mittlere Preislage für Gewerbeflächen im Ruhrgebiet liegt zwischen 120 und 200 Euro.
Von einem „Meilenstein für den Wirtschaftsstandort Bochum“ spricht Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. Die Entscheidung sei „auch ein Ergebnis der engagierten Arbeit von Wirtschaftsentwicklung und Stadtplanung“. Noch vor Weihnachten werde es eine erste Arbeitssitzung geben. Im Laufe des nächsten Jahres soll der Bebauungsplan geändert und damit die rechtlichen Grundlage für den anvisierten Baubeginn Anfang 2017 gelegt werden. Dies sei ein „ehrgeiziges Ziel“, räumt Eiskirch ein.
Wichtige Standortentscheidung
IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik sagte derweil, die Standortentscheidung sei ein „ganz wesentlicher Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung“ in der Region, IHK-Präsident Jürgen Fiege nennt sie „herausragend und Vorbild für viele andere Unternehmen“.
Ein guter Tag für die Stadt
Nackenschläge hat es einige gegeben in jüngerer Vergangenheit: die Schließung von Opel, das angekündigte Aus von Janel & Kestermann, Entlassungen bei Johnson Controls. Der Wirtschaftsstandort Bochum hat Federn gelassen – gerade im Industriesektor.
Gestern war endlich mal wieder ein guter Tag für die Stadt. Nach Aral hat sich auch der Immobilienriese Vonovia entschieden, mit seiner Verwaltung zu bleiben. Zu den „Anstrengungen“, die die Kommune im Wettbewerb mit den Nachbarn unternommen hat, gehören neben dem Tempo bei planungspolitischen und behördlichen Fragen vermutlich auch der Preis. Das ist in Ordnung, wenn unterm Strich und auf Dauer die Stadt zu den Gewinnern des Geschäfts gehört: über sprudelnde Gewerbesteuern, Arbeitsplatz- und Kaufkrafterhalt und über die Botschaft in die Republik, Bochum ist eine gute Adresse für Firmen.
Zur Architektur der neuen Verwaltung äußerte sich Vonovia-Chef Rolf Buch noch nicht konkret. Nur so viel sagt er: „Wir bauen keinen Prachtbau, sondern ein funktionales Gebäude, das sich in die Umgebung einpasst.“ Sollte angesichts des rasanten Wachstums Platzbedarf für mehr als 1000 Mitarbeiter bestehen, gebe es Möglichkeiten für eine Erweiterung.
Kartellamt gibt sein Okay
Derweil hat das Bundeskartellamt die von Vonovia angestrebte Übernahme der Immobiliengesellschaft Deutsche Wohnen genehmigt. Weder im Hinblick auf die räumliche Verteilung, die DW ist vor allem im Großraum Berlin engagiert, noch im Hinblick auf die Marktsegmente hätten sich „Hinweise auf eine kritisch zu bewertende Konzentration“ ergeben. Marktführer Vonovia besitzt 370 000 Wohnungen, die DW hat 145 000 im Portfolio.