Bochum. . Bettina Engelhardt und Sarah Grunert werden in den Kammerspielen ausgezeichnet. Über allem schwebt die weiter ungeklärte Intendanten-Frage.
Der Bochumer Theaterpreis bleibt weiter fest in Frauenhand: Nach Friederike Becht und Jana Schulz im vergangenen Jahr freuen sich diesmal Sarah Grunert und Bettina Engelhardt über die begehrten Bronzekugeln, die am Sonntag feierlich in den Kammerspielen vergeben wurden.
Seit 2006 wird der Theaterpreis jährlich in zwei Sparten verliehen: Jungen Kräften und bereits gestandenen Mitgliedern des Ensembles wird auf diese Weise für ihre vielfältigen Darstellungen gedankt.
Möglich macht’s der Freundeskreis, der die mit jeweils 3000 Euro dotierten Auszeichnungen auslobt. „Das Bochumer Theaterpublikum ist stolz auf die große Arbeit, die hier geleistet wird“, so der Vorsitzende Hajo Salmen, der den Theaterpreis auch nach Ende der Intendanz von Anselm Weber weiter verleihen möchte.
„Unsicherheit im Ensemble ist groß“
Doch wer Weber als Intendant im Jahr 2017 folgen könnte: Diese noch immer ungeklärte Personalie steht wie ein großes Fragezeichen über der Preisverleihung in den gut gefüllten Kammerspielen. Eine fast flehentliche Bitte richtet Salmen an den Kulturdezernten Michael Townsend, der nicht zur Preisverleihung erschien: „Die Unsicherheit im Ensemble ist groß“, sagt Salmen. „Arbeiten Sie schnell, damit vor allem die jungen Schauspieler bald wissen, ob sie in Bochum bleiben können oder nicht.“
„Und lassen Sie es bitte nicht die Leiterin des Schauspiels Bonn / Bad Godesberg werden“, so fügt Theaterkritiker Stefan Keim in seiner Laudatio schmunzelnd an. Denn die soll einen vergleichbaren Theaterpreis abgelehnt haben, weil er unfair gegenüber den anderen Ensemblemitgliedern sei.
Bemerkenswerte Rede über die Welt des Theaters
In der Sparte „Nachwuchs“ kann sich Sarah Grunert gegen ihre Kollegen Torsten Flassig und Matthias Kelle durchsetzen. Chefdramaturg Olaf Kröck lobt die Geehrte und ihre „kraftvolle, fordernde Stimme“: „Sie ist kein naives Mädchen“, so Kröck, der Lust macht auf die Premiere vom „Zerbrochnen Krug“ (5. Dezember), in der Grunert als Evchen zu sehen sein wird. „Wer denkt, ihr Evchen ist eine junge, unterdrückte Figur, der wird sich wundern. Sarah verzaubert mit Kraft und Klarheit.“
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Mit einer fürwahr bemerkenswerten Rede über die ganze große Welt des Theaters dankt Sarah Grunert der Jury und dem Publikum: „Wir müssen antike, klassische und moderne Geschichten erzählen“, ruft sie. „Und wir dürfen nicht aufhören, dies zu tun.“
Große Schauspielkunst
Bei den „Arrivierten“ fiel die Wahl auf Bettina Engelhardt: ein knappes Rennen, denn auch Felix Rech und Roland Riebeling hätten die Auszeichnung gewiss verdient gehabt. Stefan Keim erinnert an Engelhardts jüngste Bochumer Auftritte etwa im „Kirschgarten“. „Sie ist eine Meisterin der Zwischentöne, die auch ohne Worte spielen kann“, sagt er. „Das ist die große Schauspielkunst.“