Bochum. . Aktion Canchanabury ehrte Dr. Tom Catena mit dem Hans-Reinhardt-Preis. Catena blieb in den vom Bürgerkrieg bedrohten Nuba-Bergen in einem Krankenhaus zurück und arbeitete trotz großer Gefahr weiter.

Aus einer der schlimmsten Bürgerkriegshöllen der Gegenwart kam Dr. Tom Catena nach Bochum – gemeint ist nicht das medienpräsente Syrien, sondern der fast vergessene Sudan: Seit den 1980ern muss das sudanesische Volk Unruhen, Militärputsche und politische Unruhen ertragen, seit 2011 ist das Land geteilt. Und „Dr. Tom“ ist mittendrin: Seit 2008 arbeitet er als Arzt im Mother-of-Mercy-Hospital in den Nuba-Bergen, der Grenzregion zwischen Nord- und Südsudan. Als einziger Arzt vor Ort ist er für die medizinische Versorgung von etwa 250.000 Menschen verantwortlich. Dafür zeichnete ihn die Bochumer Hilfsorganisation „Aktion Canchanabury“ nun mit dem Hans-Reinhardt-Preis aus.

2008 lockte Tom Catena die Herausforderung, das von der Diözese El Obeid eröffnete Mother-of-Mercy-Hospital mit aufzubauen. Zuvor hat er in Kenia gearbeitet: „Dahin zu gehen, wo keiner hin will, das ist was ich immer wollte“, sagte der amerikanische Arzt. Als Diktator al-Baschir 2011 die Nuba-Region und auch das Hospital bombardierte, blieb Dr. Catena als einziger Arzt weiter vor Ort.

Die Menschen brauchen Krankenhäuser und Schulen

„Es gehört eine gehörige Portion Überzeugung und Mut dazu, zu bleiben“, sagte Reinhard Micheel, Geschäftsführer der Aktion Canchanabury. Auch Oberbürgermeister Thomas Eiskirch und zeigt sich „tief beeindruckt“ von Catenas Arbeit.

Macram Max Gassis, Bischof in El Obeid und Initiator des Hospitals, kam ebenfalls nach Bochum, um die Laudatio auf den Preisträger zu halten: Den Kontakt zu Tom Catena betrachtet der Geistliche als göttliche Fügung: „Denn bei Gott gibt es kein Glück“, sagte er. Im Kriegsgebiet zu helfen erfordere tiefen Glauben, Liebe und Mut: „Ich sorge mich um dich, denn du bist ein Geschenk Gottes für mein Volk“, richtete der Bischof seine Worte direkt an den Preisträger.

Warum der Konflikt im Sudan weniger im Blickfeld der westlichen Öffentlichkeit steht, als etwa der Bürgerkrieg in Syrien, dafür hat der Bischof auch eine Erklärung: „Syrien steht im Interesse der großen Nationen. Wer interessiert sich schon für den Sudan? Niemand!“, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Und die Einmischungspolitik, ob nun von westlicher oder russischer Seite, hält er für falsch: „Lasst die Länder selbst entscheiden. Und helft ihnen, wenn sie um Hilfe bitten“, so seine Forderung. Und, was für alle Krisenregionen gilt, ob Syrien, Sudan oder die zahlreichen anderen Brandherde in der Welt: „Die Menschen brauchen keine Waffen. Sie brauchen vielmehr Krankenhäuser und Schulen.“