Bochum-Mitte. 21 Fotografen präsentieren auf der Ausstellung Urb-Expo im Schlegel-Haus Aufnahmen von geheimnisvollen Orten. Motto: „Ästhetik des Verfalls“.
Am Anfang steht das kindliche Bedürfnis zu schauen, was da drin ist: In den alten Fabriken, den leer stehenden Häusern, den verlorenen, geheimnisvollen Plätzen, versteckt in der Stadt. So erklärt Fotograf Andy Starflinger seine Faszination für Lost-Places-Fotografie. Die teilt er mit den 20 anderen Fotografen, die auf der diesjährigen Ausstellung Urb-Expo ihre Werke im Schlegel-Haus zeigen, aber auch mit den rund 300 Besuchern, die bei der Vernissage am Freitag in der Christuskirche zugegen waren.
Besichtigungen mittwochs bis sonntags möglich
Die Ausstellung ist mittwochs bis freitags von 15 bis 21 Uhr zu sehen sowie samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr – bis zum 30. August. Am 29. August gibt es eine Sonderveranstaltung: Pianist Hauschka spielt aus seinem Album „Abondoned Cities“.
Neben den Lost-Places-Fotographien zeigt das Urb-Expo-Team auch Fotos des europäischen Architekturfotografie-Preises aus den Jahren 1995 bis 2013.
„Da wird nichts hergerichtet und nichts dekoriert“, erklärt der Luxemburger Starflinger seine Arbeitsweise. Seine Fotos zeigen die kalte Geometrie verlassener Industrieanlagen: Metallene Rohre, die sich symmetrisch durch die leeren Hallen ziehen, seit Jahren stillstehende Zahnräder und Treppengeländer aus Aluminium, die noch tiefer in die geheimnisvollen, schweigenden Orte führen. „Wenn ich etwas so entdeckt habe, dann will ich es genau so dokumentieren“, sagt Starflinger.
Viele Lost-Places-Fotografen arbeiten so – die Faszination fürs Entdecken ist ihnen auch gemeinsam. Das kommt auch beim Publikum an: „Es gibt ja einen Reiz des Verfalls“, findet Dirk Krogull. Er betrachtet ein Foto, dass das mitgenommene Treppenhaus eines Altbaus zeigt, die Tapeten lösen sich langsam von den Wänden, jedes Staubkorn ist glasklar zu sehen. „Diese unentdeckten Orte tragen Geheimnisse in sich“, sagt Krogull, den Blick nicht vom Foto lösend.
Sponsoren fallen weg
Es ist inzwischen die vierte UrbExpo. Jedes Jahr zeigt sie unter dem Motto „Ästhetik des Verfalls“ Lost-Places-Fotografie – bislang stilecht in der Rotunde. Baubedingt musste das Team um Organisator Olaf Rauch nun ins Schlegel-Haus ausweichen und für die Vernissage in die gegenüberliegende Christuskirche. Pastor Thomas Wessel findet den Ort passend für eine Ausstellung zum Thema Urbanität: „Hier gibt es auf dichtestem Raum Industrie, Rotlicht und Handel – das kann man alles in ein paar Metern ablaufen.“
Auch Organisator Olaf Rauch ist mit dem neuen Ausstellungsort zufrieden. Weniger glücklich stimmt ihn das Wegfallen von Sponsoren, das er beobachtet. „Es ist aber doch wichtig, dass die freie Kulturszene unterstützt wird und nicht nur die Hochkultur“, insistiert er. 2013 zum Beispiel habe das Kulturamt Bochum die Ausstellung noch gefördert – dieses Jahr habe es, bedingt durch die Haushaltssperre, kein Geld gegeben, sagt Rauch.
Nichtsdestotrotz: Die Foto-Schätze aus den Untiefen der Urbanität sind noch bis zum 30. August zu sehen. Und auch die nächste Urb-Expo für 2016 ist schon angedacht.