Bochum.. Ausstellung im Musischen Zentrum zeigt Gebäude IA und IB der Ruhr-Uni kurz vor ihrem Niedergang. Melancholische Motive auf verlassenen Fluren.
Bye bye, IB! Ganze Generationen angehender Ingenieure sind über Jahrzehnte zu den Gebäuden IA und IB der Ruhr-Uni gepilgert, haben hier studiert, gebüffelt und bange Stunden bei den Prüfungen erlebt.
Doch jetzt sind IA und IB Geschichte. Wegen einer zu hohen PCB-Belastung, die eine Sanierung aussichtslos erscheinen ließ, wurden die beiden ältesten Gebäude auf dem Campus-Gelände abgerissen – und dies ausgerechnet zum 50-jährigen Bestehen der Uni (die WAZ berichtete).
Vergessen ist die Arbeitsstelle vieler Mitarbeiter und Studierender indes nicht. Was von den Beton-Kisten übrig bleibt, zeigt eine sehenswerte Ausstellung, die zehn Studenten des Fachbereichs Fotografie im Musischen Zentrum auf die Beine gestellt haben. Zu sehen sind etwa 50 Fotografien mit teils bedrückenden, teils ironischen Ansichten aus dem Inneren des IB-Gebäudes kurz vor seinem Abriss.
Büros kurz nach dem Verlassenwerden
Genau diesen Moment einzufangen, das war das Ziel: „Wir wollten die Büros, Labore und Werkstätten kurz nach dem Verlassenwerden zeigen“, sagt Leiter Felix Freier. „Die letzten Büros sind geräumt, die Räume sind schon leer, aber die Abrisskolonnen waren noch nicht tätig.“ Rund eine Woche blieb den Fotografen dafür Zeit, um durch die leeren Gänge und verlassenen Räume zu streifen auf der Suche nach lohnenden Fotomotiven.
Keine einzige Person ist auf den Bildern zu sehen, dafür sind die Menschen, die hier gearbeitet haben, aber dennoch präsent. „Es war wie eine Entdeckungsreise an viele höchst individuell geprägte Orte“, meint Freier. Manche Büros und Labore wurden – typisch Deutsch – kurz vor ihrem Abriss noch penibel aufgeräumt. Bei anderen hat man den Eindruck, als seien sie recht hastig verlassen worden. „Da lag der umgekippte Kaffeebecher noch auf dem Schreibtisch.“
Als trostlos mag Felix Freier die Bilder nicht bezeichnen. „Ich finden, sie haben eine gewisse Melancholie“, meint er, „und durchaus auch Witz“. Denn jeder Mitarbeiter ging mit dem baldigen Abriss seines Arbeitsplatzes anders um. „Wir haben eine Nachricht an einer Tür gefunden, auf der stand: ‘Bin jetzt weg, bitte Blumen gießen’. Doch die Pflanze auf dem Fensterbrett war bereits völlig verdorrt.“ Ein anderer hat mit bunten Klebezetteln ein großes „Bye bye“ in die Fenster geschrieben. Felix Freier ist begeistert: „Auf diese Idee muss man erstmal kommen.“
Die Fotografen verfolgen mit ihrer Ausstellung übrigens mehr als nur dokumentarische Absichten. „Dies hat auch etwas mit moderner Archäologie zu tun“, findet Freier. „Dabei geht es um die Erkundung und das Erlebnis einer bereits historischen Atmosphäre.“