Bochum. . Thomas Fründ ist bei der Stadtverwaltung Bochum für das Baustellenmarketing zuständig. Für den 44-Jährigen ist das „kein Job, sondern eine Berufung“.
Der Gedanke, mal etwas Neues zu machen, ist Thomas Fründ vor rund zwei Jahren gekommen. Da wurde im Tiefbauamt der Stadt Bochum die Stelle beim Baustellenmarketing frei. Fründ beschloss sich zu bewerben. Das Stellenprofil - vereinfacht gesagt: Flagge zeigen, wenn die Verwaltung irgendwo in der Stadt eine Straße aufreißt. Baustellen als gute Sache verkaufen oder wenigstens als notwendiges Übel erklären. Es dürfte einfachere Posten geben.
Fründ hatte vorher elf Jahre als Innenrevisor im Rechnungsprüfungsamt gearbeitet, ein größerer Gegensatz ist in der Stadtverwaltung für Außenstehende schwer vorstellbar. Er war der einzige Bewerber - und bekam den Job. Heute, 24 Monate später, sagt der 44-Jährige voller Begeisterung: „Das ist kein Job, das ist eine Berufung. Wenn man da Bock drauf hat, dann macht es richtig Spaß.“
"Ansprechpartner für alle Belange"
Der Job kann sich manchmal so darstellen: Noch Wochen, nachdem die Großbaustelle Westring/Alleestraße längst abgeschlossen war, klingelte bei Fründ das Telefon. Immer noch, so die Anrufer, wiesen an etlichen Stellen in der Innenstadt Umleitungsschilder Autofahrer auf falsche Fährten. Der Verwaltungsfachwirt kann dann nur zum Hörer greifen und zum x-ten Mal die Fremdfirma informieren, die für den Abbau verantwortlich ist.
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Oft aber hat Fründ die Dinge selbst in der Hand: Wenn eine Maßnahme ansteht, bereitet er die Anwohner darauf vor: mit Informationsveranstaltungen, Newslettern, Flyern und oft auch direkt vor Ort: „Ich bin der Ansprechpartner für alle Belange, die rund um die Baustellen laufen.“ Dabei gelte es stets, die Anwohner mitzunehmen, vor und während der Arbeiten: „Wenn man denen im Vorfeld sagt, was auf sie zukommt, dann finden sie das nicht toller, aber sie können sich darauf einstellen. Dreck und Krach kann ich nicht nehmen, aber ich versuche zu erklären, warum wir das tun.“
Herner Straße war ein Großprojekt in seiner Amtszeit
Fründ nennt sich scherzhaft den „Kummerkasten vom Tiefbauamt“ und „Mädchen für alles“, wenn die Stadt baut; manchmal ist er auch nur „Prellbock“, wenn es Ärger rund um die Baustellen gibt. Trotzdem betont Fründ, die Anzahl der negativen Reaktionen von Anwohnern sei „sehr gering“. Und gelegentlich ist es sogar so, dass er auf kurzem Dienstweg helfen kann. So erzählt der Baustellen-Bote von zwei Vorfällen an der Herner Straße, wo einer älteren Dame die Styroporplatten in der Wohnung bei Bagger-Arbeiten von der Decke flogen.
Fründ telefonierte mit dem Bauleiter der dort zuständigen Firma, der ließ Kleber in einem nahem Baumarkt besorgen und die Platten wieder anbringen. Einem anderen Anwohner an der Herner Straße kippte ein Sattelzug aus Versehen eine Ladung Schotter in die Einfahrt. Auf Fründs Betreiben war die kurze Zeit später wieder frei. Neben dem anderthalb Jahre währenden Projekt Herner Straße ist der Umbau der Kortumstraße Fründs zweite Großbaustelle in seiner Amtszeit und hier spürt er durchaus Gegenwind von Anwohnern und Geschäftsleuten, auch wenn die Arbeiten im Plan liegen und noch vor dem Start des Weihnachtsmarkts beendet sein sollen.
Freiwillige Feuerwehr ist sein größtes Hobby
Thomas Fründ ist verheiratet und hat zwei Kinder (6 und 10 Jahre). Er lebt in Wiemelhausen und engagiert sich seit 25 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Stiepel, „mein größtes Hobby“.
Nebenbei verbringt der Bochumer gerne Zeit mit seiner Familie und dem Hund oder fährt Fahrrad. 1991 hat der heute 44-Jährige bei der Stadtverwaltung angefangen. Nach der Ausbildung arbeitete er unter anderem im Schulverwaltungsamt.
Der Posten, den sich die Stadt seit 1998 Bochum leistet, ist im Umkreis ziemlich einzigartig. In Münster oder Köln gebe es Vergleichbares, heißt es bei der Verwaltung. Zuständig ist Fründ allein für Maßnahmen der Stadt. Angerufen wird er aber auch, wenn Bogestra oder Stadtwerke buddeln. Dann versucht der 44-Jährige zumindest zu vermitteln.
Im kommenden Jahr folgt das nächste Stück der Kortumstraße
Fründ betont, dass er kein Einzelkämpfer sei, im Tiefbauamt kümmerten sich weitere Kollegen um die Baustellen-Koordination. Sie sollen unter anderem dafür sorgen, dass nicht an allen Stellen im Stadtgebiet gleichzeitig Straßen aufgerissen werden und planen einzelne Maßnahmen durch. „Ohne sie“, sagt Fründ, „hätte ich nicht das Wissen, was ich dann weitergeben kann.“
Auf eins kann sich Fründ verlassen: Die Arbeit wird ihm nicht ausgehen. So steht im kommenden Jahr der Umbau des nächsten Teilstücks der Kortumstraße an. Auch das wird nicht ohne den Unmut der Anwohner abgehen. Fründ wird dann wieder seiner Berufung nachgehen: „Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.“ Er weiß, dass er auch wieder Reaktionen erleben wird wie zuletzt an der Oskar-Hoffmann-Straße: „Alle schimpfen über kaputte Straßen, dann schimpfen alle über die Baustelle und hinterher sagen alle, wie schön es geworden ist.“