Bochum. . Julian Trienens (16) übernimmt bei „Chef für einen Tag“ den Posten von Oliver Burkhard, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor bei Thyssen-Krupp.
Im schicken Anzug ist Julian Trienens mit seinen 1,97 Metern eine stattliche Erscheinung. „Ich bin keiner, der immer sofort ja sagt und mag es, wenn ich mitmischen kann“, sagt der 16-jährige Bochumer selbstbewusst. Im Chefsessel sitzend versprüht er bereits Autorität und Charisma eines Top-Managers. Und genau das ist der Schüler auch – zumindest heute. Julian Trienens übernimmt bei der Aktion „Chef für einen Tag“ (siehe Infokasten) den Platz von Oliver Burkhard, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor bei Thyssen-Krupp, der die Verantwortung für die weltweit rund 155.000 Mitarbeiter des Konzerns trägt.
Mehrere Stunden lang schaut Julian Trienens dem Manager über die Schulter und begleitet ihn zu Meetings. Von denen gibt es im Arbeitsalltag eines Vorstandsmitglieds eine ganze Menge. „Die Arbeit eines Managers ist weniger ,Bling Bling’ als man denkt. Da herrscht viel tägliche Routine“, sagt Oliver Burkhard, der sich an diesem Morgen in seinem Büro in der Essener Zentrale mit Personalleiter Peter Dollhausen zu einem ihrer regelmäßig stattfindenden Gespräche trifft. Trienens ist hautnah dabei, als am Konferenztisch über Integration und Ausbildungsplätze für Flüchtlinge, die anstehende Bilanzpressekonferenz, oder die Erkenntnisse der jüngsten Mitarbeiterumfrage diskutiert wird.
Gestaltungsfreiheit und viel Einsatz
Die angesprochenen Themen findet der Elftklässler vom Hildegardis-Gymnasium alle „hoch interessant“. Ob ein Job bei Thyssen-Krupp für ihn später in Frage kommt, weiß der Schüler, der Medizin, Jura oder BWL studieren möchte, zwar noch nicht. „Der Tag heute bietet mir aber auf jeden Fall eine tolle erste Orientierung.“ Die erhält er auch, weil Oliver Burkhard ihm alle Facetten seines Jobs näherbringt. „Man kann als Arbeitsdirektor viel gestalten. Andererseits muss man natürlich auch viel Einsatz zeigen, hat viel zu tun und trifft auch auf persönliche Schicksale der Mitarbeiter, die einem manchmal nahe gehen“, so der Thyssen-Krupp-Vorstand.
Schulaktion von Wirtschaftsmagazin und Stiftung
Zum elften Mal richtete das Magazin Focus-Money zusammen mit der Stiftung Lesen und dem Beratungsunternehmen Odgers Berndtson die bundesweite Aktion „Chef für einen Tag“ aus.
Mit Bewerbungsvideos konnten sich Schulklassen für ein Casting-Wochenende qualifizieren, an dem 120 Schüler teilnahmen. Daraus gingen sieben Schüler-Chefs für sieben Unternehmen
hervor.
Einer der Junior-Chefs ist Julian Trienens. „Bei allen Aufgaben, ob Intelligenztest oder Business-Simulation, hat er uns mit seinem ruhigen, aber zugleich charismatischen und ehrgeizigen Auftreten überzeugt“, lobt Susanne Grube, zuständig für Konzernausbildung bei Thyssen-Krupp.
Die Schüler besuchen bei der Aktion nicht nur Wirtschaftsunternehmen, sondern auch zum Beispiel die SOS-Kinderdörfer.
Um Nähe zu den Mitarbeitern geht es auch im nächsten Meeting von Trienens und Burkhard, in dem ihnen Pressesprecherin Heike Neumeister ein Konzept für eine neue Online-Sprechstunde im kommenden Jahr vorstellt. Die Idee: Mitarbeiter und solche, die es eventuell werden wollen, können den Unternehmensvertretern im Sozialen Netzwerk Facebook Fragen zu verschiedenen Themen stellen. Oliver Burkhard überlegt, ob er selbst ebenfalls auf die Fragen antworten und sich Zeit nehmen sollte, und reicht die Frage an den Junior-Partner weiter: „Ist es egal, wer da antwortet oder nicht?“ „Nein, ich denke, für die Fragesteller ist es toll, wenn sich ein Vorstand die Zeit für sie nimmt“, sagt Trienens bestimmt. Gesagt, getan, lädt Oliver Burkhard ihn direkt ein, doch ebenfalls an der Facebook-Sprechstunde teilzunehmen und über seinen Tag bei Thyssen-Krupp zu berichten.
Wichtige Einblicke in die Wirtschaft
Der Arbeitstag führt die beiden Vorstände am Nachmittag noch für mehrere Stunden nach Krefeld, wo sie ein Werk von Thyssen-Krupp Stahl Service Center besuchen. Nach Gesprächen mit Geschäftsführung und Betriebsrat und der Besichtigung der Produktion geht es für Trienens am frühen Abend im Dienstwagen mit Fahrer zurück. „Ein sehr lehrreicher Tag in freundlicher Atmosphäre.“
Das Kompliment gibt Oliver Burkhard zurück. „Er hat sich hervorragend geschlagen.“ Nach den positiven Erfahrungen mit Trienens kann er der Idee, von einem Schüler begleitet zu werden, nur Lob aussprechen, „weil es ein sehr gutes Format ist, das Schülern auf spannende Weise wichtige Einblicke in die Wirtschaft bietet“.