Bochum. . Rollstuhlfahrer hatten es bislang schwer, in die Kammerspiele zu gelangen, denn überall erwarten sie Treppen. Problem endlich behoben.
In den Kammerspielen ist ein Problem behoben worden, das knapp 50 Jahre alt ist. Seitdem das Schauspielhaus im Jahr 1966 unter dem damaligen Intendanten Hans Schalla um ein zweites Haus erweitert wurde, war es für Rollstuhlfahrer extrem schwer, die Kammerspiele und die Gastronomie, die heute „Tanas“ heißt, überhaupt zu erreichen.
Sowohl die Stufen vor den beiden Eingängen als auch die beiden Treppenhäuser hinauf in den Zuschauersaal stellten für Rollstuhlfahrer unüberwindbare Hürden dar. Einen barrierefreien Weg in die Kammerspiele (etwa durch den Bühneneingang) gibt es einfach nicht. „Wer auch immer das Haus damals geplant hat, hat an Menschen im Rollstuhl wohl nicht gedacht“, meint Matthias Nowicki, kaufmännischer Direktor am Schauspielhaus.
Die Folge: Der Rollstuhlplatz in der ersten Reihe der Kammerspiele, der übrigens stets gut besucht ist, konnte nur mit Hilfe starker Feuerwehrleute erreicht werden.
Hubbühne auf der rechten Eingangsseite
Doch seit dieser Spielzeit ist alles anders. Über eine Hubbühne auf der rechten Eingangsseite sind ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn das Foyer und damit auch das Tanas erreichbar. Das Gerät, das aussieht wie ein Mini-Aufzug, wird vom Personal des Theaters bedient. Direkt neben der rechten Garderobe findet sich jetzt übrigens auch eine behindertengerechte Toilette.
Die Treppen hinauf in den Saal gelangen Rollstuhlfahrer ab jetzt mit Hilfe einer elektronischen „Treppenraupe“, die ebenfalls das Theaterpersonal bedient. Per Knopfdruck werden die Menschen mit ihren Rollstühlen ein wenig in Schieflage gebracht und dann die Treppen hoch gefahren.
Eine Fahrt dauert etwa zehn Minuten
„Das dauert pro Fahrt etwa zehn Minuten und funktioniert vollkommen einfach“, erklärt der technische Direktor Hajo Krause. Rollstuhlfahrer werden gebeten, möglichst frühzeitig ins Foyer zu kommen und den Transport rechtzeitig bei der Kartenreservierung an der Theaterkasse anzumelden. Im Falle eines Brandes werden Rollstuhlfahrer mit einer Rettungstrage evakuiert. Alle Anschaffungen (inkl. Behinderten-WC) kosteten 100.000 Euro, finanziert wurden sie aus dem städtischen Etat.