Bochum. . Rund 70 Schüler von sieben Bochumer Schulen zeigen mit viel Verve das Faschismus-Lehrstück „Die Welle“.
Stehende Ovationen erntete das Ensemble von „Schulen in Bewegung“ bei der Premiere von Reinhold Tritts Faschismus-Lehrstück „Die Welle“ in den ausverkauften Kammerspielen.
Das Stück, 2008 mit Jürgen Vogel verfilmt, ist in seiner Botschaft so schlicht wie zeitlos: die Verführbarkeit des Individuums zum Mitläufer der Masse. Zu Duckmäuser- und Denunziantentum. Angesiedelt hat es Regisseurin Martina von Boxen im San Francisco des Jahres 1967 – wobei Zeit und Ort eigentlich keine Rolle spielen.
Ein Geschichtslehrer behandelt mit seinen Schülern das Dritte Reich. Sie zeigen sich tief erschüttert angesichts des Holocausts. Und fragen, ob denn alle Deutschen Nazis waren. Nein. Und warum hat dann keiner protestiert? Aus Angst, so der Lehrer. Kapieren die nicht. Also entschließt sich Ben Ross zu einem Experiment. Er macht seine Klasse zur „Welle“, einem Brei, der sich durch Disziplin und Stärke vereint fühlt.
Keine Versprecher, keine Nervosität
Bald tauschen die Schüler ihre vorher auffällig knallbunte Kleidung gegen tristen Einheitslook; jeder trägt ein Abzeichen. Außer zwei Mitgliedern der Schulzeitung. Ihrem furchtlosen Einsatz ist es zu verdanken, dass die gesichtslose Welle Risse zeigt. Zum Ende wird der resignierte Lehrer Ross gefragt, wer sie denn nun führen soll. Er zeigt ihnen Filme aus der Nazizeit. Führer, Aufmärsche, verblendete Jugend. Die Sache hat sich erledigt.
„Die Welle“ ist Teil eines theaterpädagogischen Landesprojekts, an dem 70 Schüler von sieben Bochumer Schulen beteiligt sind. Keine Versprecher, keine Nervosität, reine Begeisterung. Einbettet waren die 75 Minuten in den Pink-Floyd-Klassiker „Another brick in the wall“. Dass zur Zugabe auch das Publikum mitsang – das war auch eine Welle.
Wieder am 28., 29. Mai und 12. Juni sowie in der neuen Spielzeit. Es gibt nur noch Restkarten (10, erm. 6 Euro): Tel. 0234 / 33 33 55 55