Bochum. . Pianistin Schaghajegh Nosrati verblüfft die Klassikwelt mit einer Aufnahme von Bachs hoch komplizierter „Kunst der Fuge“. Auftritt in New York.

Nicht nur Klassikfans wissen: Der Klavierzyklus „Die Kunst der Fuge“, an dem Johann Sebastian Bach bis zu seinem Tod im Jahr 1750 arbeitete, ist ein Werk von enormem Schwierigkeitsgrad, an dem sich schon manche Nachwuchs-Pianisten die Finger abgebrochen haben. Anders bei Schaghajegh Nosrati: Die 26-jährige Bochumerin ist auf dem besten Weg, ein echter Star am Klassikhimmel zu werden.

Mit Bachs „Fuge“ hat sie jetzt ihre erste eigene CD veröffentlicht – und die Fachwelt staunt nicht schlecht über das zutiefst bewegende Spiel der ehemaligen Hildegardis-Schülerin und über die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich diesem herausfordernden Werk stellt. Legendäre Musiker wie Sir András Schiff oder Robert Levin lobten Nosrati bereits als herausragendes Talent.

Eine konstante Liebe

Der ungarische Dirigent András Schiff hat sie auch auf die Konzerttour „Building Bridges“ eingeladen, die sie im Frühjahr u.a. nach Zürich und New York führen wird. Nur drei jungen Ausnahmepianisten pro Saison wird diese Ehre zuteil. „Das ist eine tolle Chance, weil dort viele Agenten und Presseleute sind“, meint Nosrati, die selber erstaunt ist, zu diesem Elite-Treffen eingeladen worden zu sein. „Ich habe Schiff nur einmal vorgespielt, er hat mich direkt genommen.“

Trotz ihrer großen Erfolge ist Schaghajegh Nosrati, die an der Musikhochschule Hannover studiert, bescheiden und sympathisch geblieben. Im Alter von vier Jahren setzte sie sich zum ersten Mal ans Klavier – anfangs nur um ihrem großen Bruder zuzuhören, der Musik studierte und heute als Ingenieur arbeitet. Früh ging Nosrati zur Musikschule, wo ihr Talent schnell auffiel und sie zahlreiche Preise etwa bei „Jugend musiziert“ einheimste. „Das Klavier ist eine konstante Liebe“, sagt sie. „Schule empfand ich oft als Zeitverschwendung, aber aufs Klavierspielen habe ich mich immer gefreut.“

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Drei bis vier Stunden pro Tag

So habe sie eigentlich nur relativ selten den Klavierdeckel entnervt zugeknallt, was auch an ihrer Arbeitsweise liegen könnte, die Nosrati als „effizient“ bezeichnet. „Ich übe drei bis vier Stunden am Tag, das ist relativ wenig“, sagt sie. „Dafür gehe ich die Stücke dann anschließend im Kopf weiter durch, aber das kann auch beim Kochen geschehen.“

Der Sprung an die Weltspitze scheint für Schaghajegh Nosrati durchaus möglich. Doch ob sie auch in einigen Jahren noch von Konzertreisen leben kann, das mag die junge Musikern heute noch nicht vorher sagen. „Ich kann immer nur weiter nach vorne schauen“, sagt sie. „Aber ein Job als Dozentin oder eine Professur wäre ja ebenfalls möglich.“