Bochum. . Das „DDR-Kabinett“ hat in Bochum den Jahrestag der DDR-Gründung gefeiert. Den rund 150 Teilnehmern standen 20 Gegendemonstranten gegenüber.

Rund 150 Mitglieder und Sympathisanten des „DDR-Kabinetts Bochum“ haben am Samstag im Tangozentrum La Boca an der Castroper Straße den 66. Jahrestag der Gründung der DDR gefeiert. 20 Demonstranten protestierten gleichzeitig vor dem von der Polizei gesicherten Veranstaltungsort.

Die DDR-Hymne zur Begrüßung, „Friedens- und Freundschaftslieder“ der Blauhemden der Schalmeiengruppe der „FDJ Rhein-Ruhr“, Folklore des Balalaika-Orchesters „Drushba“ und ein Verkaufsstand des „Geschmackszentrums Ost“ mit Schnaps, Ost-Schokolade und Erich und Margot Honecker als Salz- und Pfefferstreuer: „Es läuft super“, sagt Andreas Maluga. Mit 120 Teilnehmern hatte der Chef des Wattenscheider DDR-Museums bei seinem Jubelfest zu Ehren des Arbeiter- und Bauernstaates gerechnet. „Es sind nochmal deutlich mehr geworden. Die Ankündigung der Gegendemonstration hat uns genutzt.“

Presse wurde ausgeschlossen

Die fiel spärlicher aus als von Ralf Feldmann erhofft. Das ehemalige Ratsmitglied der Linken hatte zum Protest gegen den „von Altkommunisten der DKP betriebenen Museumsverein“ aufgerufen. Bochum dürfe „nicht zum jährlichen Wallfahrtsort für SED-Kader, Altstasis und Stasifreunde aus Ost und West werden“, so Feldmann. Zu seiner Enttäuschung waren es am Samstag lediglich die Grüne Jugend und die FDP, die sich seiner Demonstration anschlossen und die eintreffenden Festgäste auf Transparenten mit Mauertoten, Schießbefehl und Pressezensur konfrontierten. „Ich hätte mir gewünscht, dass auch die großen Parteien Flagge zeigen“, so Feldmann. „Das Argument, eine Demo würde das ,DDR-Kabinett’ nur aufwerten, greift hier nicht.“ Auch die Linkspartei positioniere sich nicht eindeutig gegen die „DDR-Verklärung“, kritisiert Feldmann. Dazu Andreas Maluga auf WAZ-Anfrage: „Kreisvorstände der Linken sind heute unsere Gäste. Die meisten unserer 72 Mitglieder gehören den Linken an. Die wenigsten sind DKP-Mitglieder.“

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Wegen des „großen Erfolges“ werde das „DDR-Kabinett“ an den Jahrestag-Feiern festhalten – ganz im Sinne von Margot Honecker, die in einem Grußwort an die „lieben Freunde in Bochum“ schreibt: „Solange die DDR existierte, mussten deutsche Söhne nicht in Kriege ziehen. Die Existenz der DDR hat bewiesen, dass es sich ohne Kapitalisten besser leben lässt.“

Wie der DDR-Staatsgründung gehuldigt wurde, bleibt der Öffentlichkeit verschlossen. Zu Beginn um 11 Uhr musste der WAZ-Redakteur die Tanzschule verlassen. Im Saal herrschte Fotografierverbot. „Geschlossene Gesellschaft“, hieß es. Presse unerwünscht.