Langendreer. . Stadt hielt sich nicht an die Vorgaben des Bezirksältestenrates, im Vorfeld Bürger und Werbegemeinschaft zu hören. „Unter-Tage-Bauweise“ wird begrüßt.

Die Alte Bahnhofstraße am Alten Bahnhof erhält im nächsten Jahr einen neuen Kanal. Doch keine Angst, dies soll auf den Verkehrsfluss keine großartigen Auswirkungen haben. Wäre angesichts der anderen Baustellen im Ortsteil auch kaum zu vermitteln. Nein, die Stadt will den stark maroden Kanal zwischen Ümminger und Lünsender Straße unterirdisch gegen einen wesentlich größeren erneuern, um Bürgern und Geschäftsleuten möglichst wenig Behinderungen zu machen.

Eine gute Idee, findet die Bezirksvertretung Ost. Als weniger gut bezeichnen die Lokalpolitiker allerdings das Vorgehen der Stadt. Denn im Bezirksältestenrat wurde vorab beschlossen, dass die Verwaltung im Vorfeld die Werbegemeinschaft Alter Bahnhof (WAB) hören und für Bürger eine Informationsveranstaltung anbieten soll. Nur: Gehalten hat sich daran leider niemand.

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Dirk Meyer, Sprecher der SPD-Bezirksfraktion, übte deshalb in der jüngsten Bezirksvertretungssitzung auch scharfe Kritik am Tiefbauamt, das durch Michael Kammler vertreten wurde. „Es gab klare Vorgaben. Dass nichts geschehen ist, ist ein Unding“, schimpfte Meyer. Und weiter: „Erst einen Tag vor dieser Sitzung haben Sie mit Stadtteilmanager Karsten Höser gesprochen. Dieser ist aber nicht Ansprechpartner in der WAB.“

Michael Kammler geriet sichtlich in Erklärungsnot und zeigte sich einsichtig: „Das ärgert uns selbst. Wir hatten durchaus vor, eine Informationsveranstaltung noch vor dieser Sitzung durchzuführen.“

Politische Zustimmung nur „schweren Herzens“

Die Antwort, warum dies dann nicht auch umgesetzt wurde, blieb er allerdings schuldig. Auch, weshalb es keinen Austausch mit der Werbegemeinschaft gab. Vielmehr drängte Kammler auf einen positiven Beschluss der Bezirksvertretung. Schließlich dränge die Zeit.

„Entscheidungen sind Sache von Bezirk und Ausschuss“

Susanne Düwel, stellvertretende Leiterin des Tiefbauamtes, hält es für unüblich, dass Bürger im Vorfeld über die generelle Kanalbauplanung mitentscheiden: „Dies ist Sache von Bezirk und Ausschuss. Bürgerversammlungen gibt es in der Regel vier bis sechs Wochen vor Baubeginn. In der Bauablaufplanung kann der Bürger dann noch genug Einfluss nehmen.“

Der Kanal entlang der Alte Bahnhofstraße wurde 1934 gebaut. Er weist laut Stadt erhebliche Mängel auf und ist hydraulisch überlastet. Durch die „Unter-Tage-Bauweise“ gibt es keine offene Baugrube, lediglich Startgruben an Ümminger und Lünsender Straße. Der Verkehr kann an diesen Schächten vorbei fließen. Kosten: 2,4 Millionen Euro. Bauzeit: ca. 15 Monate.

Noch in diesem Jahr, so Kammler, wolle man mit den Ausschreibungen beginnen, um den Kanalbau spätestens Ende Februar in Angriff nehmen zu können. Würde die Bezirksvertretung jetzt kein grünes Licht geben, „müssten wir die Maßnahme um gut ein Jahr nach hinten schieben. Die Haushaltsmittel wären dann weg und müssten neu veranschlagt werden.“ Als letztes Druckmittel führte Kammler den schlechten Zustand des Kanals ins Feld: Dieser könne im schlimmsten Fall nachgeben, ein Tagesbruch würde entstehen.

Nach Abwägen von Für und Wider entschied sich die Bezirksvertretung, der Baumaßnahme zuzustimmen. Allerdings unter der Vorgabe, dass die Ausschreibungen erst nach einer Informationsveranstaltung beginnen dürfen. Und dass der Kanalbau erst nach einer Rücksprache mit der städtischen Verkehrs-Koordinierungsstelle startet, um einen Verkehrskollaps zu verhindern. „Das ist ein Kompromissvorschlag schweren Herzens“, machte Dirk Meyer seinen Unmut nochmals deutlich. Und Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD) gab Michael Kammler mit auf den Weg: „Wenn wir etwas im Bezirksältestenrat beschließen, erwarten wir, dass dies auch umgesetzt wird!“