Bochum. Mit einer Kopfwunde sollte ein 68-Jähriger in eine Bochumer Klinik gefahren werden. Der Mann beklagt “eine Irrfahrt“ mit dem Rettungswagen.

Beim Rettungsdienst der Stadt Bochum werden künftig sämtliche Fahrzeuge schon vor dem Einsatz mit digitalen Fahrtrouten bestückt. Das kündigt Leiter Martin Weber nach einem Vorfall in Querenburg an.

„Ich dachte nur: Wir müssten doch längst da sein!“ Dr. Peter Dommes hatte sich vor einer Woche in der Hustadt schwer verletzt. Er war mit dem Kopf gegen eine Lkw-Tür geprallt. Die Wunde blutete stark und musste genäht werden. Der Fahrer des Lkw alarmierte den Notdienst. Minuten später war ein Rettungswagen da, der den 68-Jährigen auf dessen Wunsch hin ins Knappschaftskrankenhaus Langendreer bringen sollte.

Fahrtzeit „eine gefühlte halbe Stunde“

Mobile Navis wurden geklaut

Zusätzlich zu den fest installierten Geräten hatte der Rettungsdienst (jährlich mehr als
50 000 Einsätze) ein Dutzend mobile Navis angeschafft.

„Die wurden binnen kurzer Zeit allesamt geklaut – und zwar während der Einsätze, bei denen die Türen der Fahrzeuge in der Regel offen stehen“, berichtet Leiter Martin Weber.

Was folgte, bezeichnet Dr. Dommes als „Irrfahrt“. „Ein Navi war nicht an Bord. Der Fahrer war offensichtlich ortsunkundig. Das bemerkte ich spätestens, als wir etliche Minuten nach der Abfahrt noch immer auf dem Uni-Gelände herumkurvten. Erst auf meinen Zuruf fand er den richtigen Weg. Nach einer gefühlten halben Stunde kamen wir in der Klinik an, wo die Wunde versorgt werden konnte“, schildert der WAZ-Leser und fragt: „Wie kann es sein, dass Rettungswagen, bei denen es etwa nach Schlaganfällen auf jede Minute ankommt, nicht mit einem Navigationssystem ausgerüstet sind?“

„Sind sie in aller Regel“, entgegnet Martin Weber. 13 der 15 Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr besitzen ein eingebautes Navi. Die beiden anderen, dienstälteren RTW sollen alsbald durch neue Fahrzeuge ersetzt werden, so dass die komplette Flotte über elektronische „Beifahrer“ verfügen wird.

Der RTW, mit dem Dr. Dommes transportiert wurde, ist der einzige Wagen, mit dem der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) den städtischen Rettungsdienst verstärkt. Er hat tatsächlich kein Navi, bestätigt ASB-Verwaltungsleiter Christian Böckmann. „Wir halten das für nicht erforderlich. Unsere Mitarbeiter, die vornehmlich im Süden unterwegs sind, haben ausreichend Ortskenntnis, um nicht nur die schnellste, sondern auch geeignete Wegstrecke zu kennen.“ Beim Einsatz in der Hustadt sei es zu einem bedauerlichen Fehler gekommen. Der Fahrer habe – „auch wegen einer Baustelle“ – eine Ausfahrt verpasst und einen Umweg nehmen müssen. „Die Fahrtdauer nach Langendreer lag aber unter einer halben Stunde“, so Martin Weber. Der Routenplaner sieht für die Distanz 19 Minuten vor.

2017, kündigt Martin Weber an, werde es derartige Vorfälle nicht mehr geben. Im Zuge der neuen Leitstelle werde die Technik in sämtlichen Fahrzeugen verbessert: Beim Eintreffen des Notrufes wird die Idealroute von der Zentrale in den Rettungswagen übermittelt.