Bochum. . Im VW-Abgas-Skandal hat eine VW-Fahrerin mit Hilfe einer Bochumer Kanzlei Klage gegen den VW-Konzern erhoben. Sie will eine Rückabwicklung des Kaufes.

  • VW-Kundin aus Köln hatte bewusst einen angeblich besonders umweltfreundlichen Sharan gekauft und fühlt sich getäuscht
  • Ihr Bochumer Anwalt argumentiert: "Die Weiternutzung eines nicht schadstoffarmen Kraftfahrzeugs ist der Klägerin unzumutbar"
  • Die angekündigte Nachbesserung seitens VW reiche nicht aus, so der Anwalt

Im VW-Abgas-Skandal hat die Bochumer Anwaltskanzlei „Jordan Fuhr Meyer“ Klage gegen den VW-Konzern erhoben. Sie vertritt darin eine Fahrerin eines VW-Sharan aus dem Baujahr 2010. Mit der Klage will die Frau aus Köln erreichen, dass der Autobauer ihren Wagen zurücknimmt und ihr dafür etwas mehr als 30.000 Euro bezahlt. Die Summe setzt sich aus dem Kaufpreis abzüglich der Wertminderung durch der bereits gefahrenen Kilometer zusammen.

Wie Rechtsanwalt Sascha Conradi am Mittwoch dieser Zeitung sagte, sei dies seines Wissens die erste Klage einer Privatkundin überhaupt in Deutschland wegen des Skandals.

Seine Mandantin wollte gezielt ein umweltfreundliches Fahrzeug kaufen, heißt es. Das Auto stammt aus dem Baureihe „Blue Motion“ und kostete mehr als ein Wagen mit Standardausstattung. Jetzt aber ist die Besitzerin enttäuscht, dass sie doch nicht umweltschonender als andere Pkw unterwegs ist.

„In jeder Stunde meldet sich ein neuer Betroffener“

Der VW-Konzern will die betroffenen Fahrzeuge zwar nachbessern. Aber dadurch, meint die Klägerin, würden die Motorleistung, die Beschleunigung, die Höchstgeschwindigkeit und auch weitere Leistungen sinken - und der Spritverbrauch steigen. Im Übrigen sei unklar, ob der Schadstoffausstoß nach einer Nachbesserung überhaupt ausreichend gesenkt werden könne.

Conradi hat seine 28-seitige Klage beim Landgericht Braunschweig eingereicht. Im Januar oder Februar 2016, schätzt er, werde mündlich verhandelt, es sei denn, die Zivilkammer des Gerichts misst dem VW-Fall höchste Priorität bei und terminiert früher. Die Erfolgsaussichten sieht Conradi sehr hoch. „Dass der Konzern in großem Stil betrügerisch manipuliert hat, hat dieser selbst eingeräumt“, sagte der Fachanwalt für Verkehrs- und Versicherungsrecht zur WAZ. Weil dem Kunden durch erhöhten Verbrauch und geringere Leistung ein Schaden entstanden sei, müsse der Schaden nun ersetzt werden.

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Mittlerweile vertritt die Kanzlei, die in sieben Städten vertreten ist, im VW-Skandal bereits Mandanten in zweistelliger Anzahl. „In jeder Stunde meldet sich ein neuer Betroffener“, sagte Conradi. Auch Bochumer seien darunter.

Seine Kanzlei will in dieser Sache nicht nur in Deutschland aktiv werden. Sie bereitet eine Zusammenarbeit mit US-amerikanischen und kanadischen Anwälten vor. So könnten sich auch betroffene VW-, Audi-, Skoda - oder Seat-Fahrer aus Deutschland einer Sammelklage (in Deutschland nicht möglich ) anschließen. Dann könnte für die Kläger erheblich mehr Schadenersatz herausspringen als hier.