Bochum. Zuversicht im Doppelpack: Beim WAZ-Talk gaben sich sowohl Thomas Eiskirch als auch Klaus Franz zuversichtlich, die OB-Stichwahl zu gewinnen.
„Es ist noch nicht alles entschieden.“ Trotz des Vorsprungs von neun Prozentpunkten für Thomas Eiskirch (SPD) bei der Wahl am 13. September glaubt Klaus Franz an seine Chance, neuer Bochumer Oberbürgermeister zu werden. „Es ist offen, es ist spannend“, bekräftigte der CDU-Politiker bei der WAZ-Diskussion im Atrium der Stadtwerke.
Nach dem Kandidaten-Check vor zwei Wochen (damals mit zehn der zwölf Bewerber) bat die WAZ am Dienstagabend die beiden Finalisten aufs Podium. Erneut moderiert von Redaktionsleiter Thomas Schmitt, war das Atrium mit 220 Leserinnen und Lesern voll besetzt. Fünf Tage vor der Stichwahl am Sonntag hatten Eiskirch und Franz die Möglichkeit, ihre Positionen und Argumente ausführlich darzustellen.
Buhlen um grüne Stimmen
Beide wollen es, beide könnten es: Daran ließen weder Eiskirch noch Franz in ihrer Eigenwerbung einen Zweifel und spitzen ihr – am Dienstag ebenso wie im gesamten Wahlkampf stets faires – Duell auf die Frage „Alt gegen Jung“ zu:
Der 44-jährige Eiskirch setzt auf einen Generationswechsel, will Aufbruchstimmung, Wir-Gefühl entfachen: „Die Stadt braucht neue Dynamik. Ich bin der, der die Menschen auf diesem Weg mitnimmt und Entscheidungen trifft.“ Nicht siegessicher, aber sehr wohl zuversichtlich zeigt er sich für den kommenden Wahl-Sonntag. „Ein Großteil der Grünen-Wähler wird mich wählen. Und manche anderen auch“, ist der SPD-Landtagsabgeordnete optimistisch, sein Ergebnis vom 13. September (38,5 Prozent) zu einer deutlichen Mehrheit auszubauen.
Der 62-jährige Franz trumpft mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Kommunalpolitik (u.a. als CDU-Fraktionsvorsitzender) und Wirtschaft (in verantwortlicher Position in der Baubranche) auf. „Die Stadt braucht eine erfahrene Führung, jemanden, der die PS auf die Straße bringt“, sagt er und sieht seine 29,5 Prozent als aussichtsreiche Basis. Denn: „Nicht alle Grünen werden am Sonntag Eiskirch wählen.“
Sorge um schwache Wahlbeteiligung
Beide treibt die Sorge um die Wahlbeteiligung um. Die war am 13. September mit 38,2 Prozent mehr als mäßig, manche sagen desaströs – und könnte bei der Stichwahl noch weiter in den Keller rutschen. „Politikerverdrossenheit“ macht Eiskirch, „Parteienverdrossenheit“ Franz als einen Grund aus. Die alleinige OB-Wahl ohne gleichzeitige Abstimmung über den Rat der Stadt habe viele Bürger vom Urnengang abgehalten. Ab 2020 wird beides wieder zusammen gewählt. Das hätte in Bochum schon 2014 passieren können, holte Klaus Franz zu einem Seitenhieb auf Ottilie Scholz aus. Wäre die Noch-OB – wie andere Rathauschefs in NRW – aus eigenen Stücken ein Jahr früher abgetreten, hätte sich Bochum die Wahl 2015 und damit rund 700.000 Euro sparen können.
„Otti“ machte weiter. Nun gelte es, am 27. September so viele Wähler wie möglich in die Wahllokale zu locken. Darin sind sich Klaus Franz und sein, wie er es ausdrückt, „verbliebener Kollege“ Eiskirch („Ein Glück, dass er nicht ,verblichener’ gesagt hat“, konterte der SPD-Aspirant) einig.
Honneurs und Abrechnung
Nach wochenlangem Wahl-Marathon sind die Bewerber auf der Zielgeraden. Warum sie sich als OB denn derart viele Probleme aufladen wollen, fragte eine WAZ-Leserin. „Das ist keine Last, sondern eine Lust“, antwortete Thomas Eiskirch: „Ich will das sehr gerne machen.“ Immerhin habe Bochum „super Zukunftsaussichten“. Man könne „so viele Dinge verhindern, die diese Stadt nach hinten gebracht haben“, erklärte Klaus Franz und schmunzelte Richtung Eiskirch: „Wenn sie Landtagsabgeordneter bleiben und ich OB werde, könnten wir gemeinsam einiges auf den Weg bringen.“
Es ist tatsächlich noch nicht alles entschieden. Wer wird’s, wer kann’s? Ihr Kreuzchen zählt! Wohl keine Option ist dabei ein Vorschlag, mit dem WAZ-Leserin Anke Niegel-Deichen nach dem Besuch des WAZ-Kandidaten-Talks aufwartet: „Die Wahl fällt schwer. Können wir nicht eine Doppelspitze haben? Herr Eiskirch macht die Honneurs und Herr Franz rechnet nach.“