Bochum. Eine bundesweite Aktion hält dazu an, Kinder zu Fuß gehen zu lassen. Der Brenscheder Schulverbund nimmt daran teil. Den Schülern gefällt’s.

Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm. Vermutlich bricht deswegen für viele Erwachsene der Tag so unsanft an. Die wilde Hatz’ durch den Verkehr beginnt um kurz vor acht, wenn die Kinder zur Schule gebracht werden müssen.

Aus Sorge, weil den Kindern allein etwas passieren könnte. In dieser Woche läuft es mal anders im Schulverbund Brenscheder Schule mit dem Teilstandort Borgholzstraße. Denn dieser beteiligt sich an der bundesweiten Aktion „zu Fuß zur Schule“. Den Kindern gefällt’s. Sie haben Zeit – für sich und für ihre Freunde.

Schüler tragen knallgelbe Warnwesten

Der Hausmeister, der am Dienstag den Job als leuchtender Kapitän übernimmt, steht in der morgendlichen Frühe noch müde da. Nur drei Kinder umringen ihn. Aber nicht lange. Immer mehr Schüler strömen zur Bushaltestelle an der Ecke Glücksburger Straße/Markstraße. In ihren knallgelben Warnwesten sind sie nicht zu übersehen. Max aus der zweiten Klasse wird von seinem Großvater begleitet. „Wir sind früher immer gelaufen. Von den Wegen darf man eigentlich keinem erzählen.“ Die Aktion findet er klasse, geheuer ist ihm der Alleingang der Kids trotzdem nicht. „An manchen Stellen ist das zu gefährlich. Wenn einer rückwärts rausfährt, wird’s eng.“

300 Meter Zeit zum Plaudern

Von derlei Bedenken kriegt Max nichts mit. Er wird von den Mitschülern umgarnt. „Der Mann von der Zeitung ist da.“ Außerdem ist der VfL ja auch gut drauf, ein weiterer Grund zum Jubeln. Es gibt so viel zu erzählen, aber nur 300 Meter Zeit. Immerhin mehr als sonst. Wie am Teilstandort Borgholzstraße verschwinden die Kinder kurz in den Klassenräumen und kommen mit Luftballons heraus, die sie zur Warnung der Autofahrer am Zaun festbinden. Wieso sie das machen, wissen die Schüler genau. „Parkende Autos sind gefährlich, wenn man die Straße überquert“, sagt Viertklässler Louis.

Polizei bereitet Kinder auf den Verkehr vor

Um die Sicherheit der Kinder kümmert sich auch die Polizei. In den ersten Wochen sichert sie speziell die Schulwege der i-Dötzchen ab. Im Kindergarten beleuchtet ein Puppenspiel die Gefahren des Verkehrs.

In den Klassen drei und vier kommt die Radfahrausbildung hinzu. Schrittweise werden die Schüler hier vorbereitet.

Weniger gut schätzen die Eltern die Risiken vor der Penne ein. „Die Idee ist darauf begründet, die Ballung an der Schule anzugehen“, erklärt Rektorin Petra Budnick. Sie kann sich erklären, weshalb mehr Kinder als früher in der stählernen Kutsche zur Schule kommen: „Die Eltern trauen den Kinder nicht mehr viel zu. Beschützen ist ein typisches Verhalten unserer Zeit.“ Den Wachsamen sei jedoch nicht bewusst, dass sie gerade dadurch für Gefahr sorgen.

Deswegen schrieb Martina Koch, Schulpflegschaftsvorsitzende, Ende April an die Eltern einen eindringlichen Brief. Weder das Halteverbot noch Tempo 30 würden beachtet, meist zu schnell ein- und ausgeparkt.

Bezirksbürgermeister kontaktiert

Die Schulpflegschaft wandte sich an Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf-Imhoff mit dem Wunsch, an der Markstraße eine „Drop-Off-Zone“, von der aus die Kinder laufen können, und Tempo-30-Zonen bis 16.30 Uhr einzurichten. „Wir sind guter Dinge, der Antrag wurde schon angenommen“, sagt Koch.

Rektorin Petra Budnick ist sich sicher, dass längere Schulwege eine Erleichterung sind: „Die Kinder kriegen den morgendlichen Stress nicht mit und kommen losgelöst hierher.“ Und die Eltern müssen nicht mehr in langen Kolonnen auf einen freien Parkplatz warten.