Bochum. Bischof Franz-Josef Overbeck feiert am Sonntag in der Heilig-Geist-Kirche einen Gottesdienst mit Helfern und Flüchtlingen.
Die Pressekonferenz für den Caritas-Sonntag am 20. September schloss Pastor Michael Kemper, Stadtdechant von Bochum, mit denkwürdigen Worten: „Flüchtlinge sind auch ein Segen. Sie rufen in uns das Beste hervor: praktische Zuneigung. Für mich ist das kein Sommermärchen. Das ist ein Wunder.“
Doch nicht alles ist so erfreulich wie die bemerkenswerte Hilfsbereitschaft von großen Teilen der Bevölkerung. Das Bistum Essen nutzte das Treffen, um auf die gegenwärtigen Probleme, den Wohnungsmangel und die schlechten strukturellen Voraussetzungen, in der Flüchtlingskrise aufmerksam zu machen. Bischof Franz-Josef Overbeck lädt im Stadtteil Bochum-Harpen in der Heilig-Geist-Kirche um neun Uhr zu einem besonderen Gottesdienst ein.
Die Nachricht verbreitete sich rasant: Deutschland führt Grenzkontrollen ein. Aus Sicht von Andreas Meiwes, Caritas-Direktor des Bistums Essen, ist dies ein nachvollziehbarer Schritt, aber keine Lösung. Er sieht darin „einen symbolischen Akt, um zu signalisieren, dass Deutschland nicht die gesamte Asylpolitik schultern kann“. Meiwes hofft: „Vielleicht verschafft uns das ein Stück weit eine Atmenpause. Aber ich sehe nicht, dass die Zahl der Flüchtlinge drastisch zurückgehen wird.“
„Gott heißt alle willkommen“
Der Caritas-Direktor stimmte seinen Vorrednern Ulrich Kemner (Caritasdirektor für die Stadt Bochum) und Bernhard Dittrich (ehrenamtlicher Koordinator der Flüchtlingshilfe Heilig Geist) zu: „Die Kommunen befinden sich in einer Krisensituation.“ In manchen Übergangslagern fehle es an den kleinsten Dingen: Unterhosen. An Hilfsbereitschaft seitens der Gesellschaft jedoch nicht. „Ich bin froh, dass wir nicht Heidenau haben, sondern das Ruhrgebiet“, sagt Meiwes.
Flüchtlinge in DeutschlandDas größte Problem bestehe derzeit im akuten Wohnungsmangel. Teilweise drohe die Beschulung der Kinder zu scheitern, weil nicht genügend Räume vorhanden sind. Zeltstädte seien zwar erforderlich, erklärt Meiwes, „aber sie können keine Dauerlösung sein. Der Winter steht vor der Tür“. Auch benötige die Caritas mehr Personal, um die vielen Ehrenamtlichen zu koordinieren.
Aufgrund der Krise veranstaltet der Sozialverband den diesjährigen Caritas-Sonntag unter dem Motto „Gott heißt alle willkommen“. Flüchtlinge und Helfer aller Religionsgruppen sind dazu eingeladen.