Im Ruhrgebiet gibt es immer mehr erwerbsfähige Hartz-IV-Bezieher. Die Caritas im Bistum Essen hat die Zahlen des aktuellen Arbeitslosenreports der Freien Wohlfahrtspflege NRW für die Städte Duisburg, Essen, Mülheim, Oberhausen, Bottrop, Gelsenkirchen, Bochum und den Ennepe-Ruhr-Kreis ausgewertet. Das Ergebnis: In diesen Städten bezogen im Februar 226 078 Erwerbsfähige Hartz-IV; 165 422 von ihnen - und damit knapp 73 Prozent - sogar über einen längeren Zeitraum.
„Diesen 165 b422 Langzeitleistungsbeziehern fällt der Ausstieg aus der Armut und Arbeitslosigkeit besonders schwer“, so Diözesan-Caritasdirektor Andreas Meiwes. Und es werden mehr: In den Vergleichsmonaten der Vorjahre waren es 164 477 (02/2014) bzw. 162 303 (02/2013). „Die Ergebnisse zeigen, dass Hartz-IV-Empfänger seit Jahren nicht von der positiven Lage am Arbeitsmarkt-Trend profitieren“, so Meiwes.
Gleichzeitig stehen immer weniger öffentlich geförderte Beschäftigungsverhältnisse zur Verfügung. Im Juni 2015 verzeichnet der Arbeitslosenreport gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang bei den öffentlich geförderten Beschäftigungen von knapp 700 Plätzen. „Es gelingt schon lange nicht mehr, soziale Teilhabe durch Arbeit ohne ausgleichende staatliche Maßnahmen umzusetzen“, so Meiwes. „Wir brauchen den sozialen Arbeitsmarkt mit guten Angeboten öffentlich geförderter Beschäftigung.“
Außerdem gaben fast alle Jobcenter in den Ruhrgebiets-Kommunen zunehmend Gelder, die eigentlich für aktive Arbeitsmarktförderung vorgesehen sind, für Verwaltung aus. In den Städten des Ruhrgebietes lag dieser Umschichtungsanteil im Jahre 2014 im Durchschnitt bei 15,5 Prozent - wobei Bochum mit 25 Prozent einen besonders hohen und Mülheim mit 7 Prozent einen besonders niedrigen Anteil hatte. Keines der Jobcenter nutzte den gesamten Eingliederungsetat für seinen eigentlichen Zweck.
Steigender Langzeit-Hartz-IV-Bezug, sinkende öffentliche Beschäftigung, weniger Maßnahmen für Langzeitarbeitslose: „Wir brauchen mehr Mittel für langfristigere und damit auch kostenintensivere beschäftigungsfördernde Angebote für Langzeitleistungsbezieher“, fordert Meiwes.
Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen den „Arbeitslosenreport NRW“. Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Die Daten stehen im Netz: www.arbeitslosenreport-nrw.de.