Bochum. . Im Planetarium können neuerdings Ehen durch das eigene Personal geschlossen werden. Mitarbeiter wurden extra zu Standesbeamten geschult.

Wer den Bund der Ehe schließen will, braucht dafür keinen Pfarrer mehr und auch keinen klassischen Standesbeamten. Seit einigen Wochen sind auch sechs Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter des Planetariums ermächtigt, ein Liebespaar „kraft Gesetzes zu rechtmäßig verbundenen Eheleuten“ zu erklären. Und die Nachfrage ist groß: Die Termine im Planetarium sind bereits bis Mitte November komplett ausgebucht.

Immer freitags um 13 Uhr wird unter der berühmten Kuppel an der Castroper Straße ein Sternenhimmel für das Hochzeitspaar und seine Gäste herbeigezaubert. Dazu gibt es eine Hochzeitshow – wahlweise romantisch, spacig oder poppig – und auf Wunsch natürlich auch einen Sektempfang. „Das ist richtig stimmungsvoll, eine tolle Atmosphäre“, sagt Prof. Susanne Hüttemeister, die Leiterin des Planetariums, über die rund einstündige Zeremonie.

Auch sie selbst darf neuerdings Ehen an ihrem Arbeitsplatz schließen. „Eine freudige, schöne Aufgabe, die wir sehr gerne machen“, sagte sie auf WAZ-Anfrage. Am 25. September wird sie erstmals einem Paar auf der Bühne des Sternentheaters die bedeutende Frage stellen: „Ist es Ihr freier und ungezwungener Wille, die Ehe mit... einzugehen?“ Dazu traf sie sich mit dem Brautpaar zu einem persönlichen Vorgespräch.

365 Euro Zusatzkosten

Die Idee, nun auch das Personal des Planetariums als Eheschließer einzusetzen, kam nach einer großen Personalnot zustande. Im vorigen Jahr waren so viele Mitarbeiter des Standesamtes ausgefallen, dass mehr als ein halbes Jahr lang keine weiteren Hochzeitstermine mehr im Planetarium vereinbart werden konnten. Weil gleichzeitig aber die Nachfrage weiterhin groß war, machte man aus der Not eine Tugend und schulte einen Großteil der städtischen Planetariums-Belegschaft (zehn Festangestellte u.a.) selbst zu Standesbeamten. In einem Tagesseminar und bei einer Hospitation im Standesamt erlernten sie alles, war für eine vorschriftsmäßige Trauung erforderlich ist, darunter auch die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Befugnisse. Die Vor- und Nachbereitung der Unterlagen und auch die Anmeldung werden allerdings weiterhin von Mitarbeitern des Standesamtes im historischen Rathaus erledigt. Weil sie nun aber nicht mehr zum Eheschließen ins Planetarium ausrücken müssen, werden sie entlastet.

Wer den angeblich schönsten Tag im Leben unter dem Sternenhimmel verbringen will, muss allerdings sein Hochzeitsbudget erweitern: 300 Euro kostet die Saalmiete, hinzu kommen 65 Euro fürs Personal. Beides fließt ins Stadtsäckel.