Bochum. . Mit Homepage oder bei Facebook und Twitter machen die OB-Kandidanten in Bochum Wahlkampf im Internet. Manche Bewerber aber bleiben eher unsichtbar.
Die Oberbürgermeister-Kandidaten mögen ihren Straßenwahlkampf noch so intensiv ausfechten: Ein Großteil ihrer potentiellen Wähler wird sich dennoch vor allem im Internet ein erstes Bild von ihnen machen, den Namen und die Stadt in den Google-Suchschlitz eingeben - und die Trefferliste durchforsten. Die Redaktion hat durchs Netz gesurft und gibt einen Überblick - ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit.
Thomas Eiskirch
Auf die Suchanfrage „Thomas Eiskirch Bochum“ folgt das volle Programm: eine aufwändig gestaltete eigene Homepage, auf der der SPD-Kandidat über Programm und Wahlkampf informiert, eine eigene Seite in der Online-Datenbank Wikipedia. Etwas irreführend ist der Verweis auf das Bürger-Beteiligungsportal abgeordnetenwatch.de. Fragen können die Wähler dort an den Landtagsabgeordneten Eiskirch richten, in dem Teilbereich, in dem sich Bürger an den OB-Kandidaten Eiskirch wenden können, agiert der 44-Jährige eher defensiv. Ein Bild von ihm findet sich dort genau so wenig wie von allen anderen Bewerbern. Immerhin hat Eiskirch 10 von 15 an ihn gestellten Fragen beantwortet. Google verweist auch auf die Facebook-Seite, auf der Eiskirch mit Fotos und Videos in eigener Sache trommelt. Aktuell „gefällt“ das knapp 1500 Menschen. Wer etwas tiefer gräbt, stellt fest, dass Eiskirch und sein Team auch beim Kurznachrichtendienst Twitter präsent sind. Den nutzte Eiskirch Ende August noch, um Privates preis zu geben. „Spitzenreiter!!!“ twitterte er, versehen mit dem Hashtag #meinvfl.
Klaus Franz
Einen Wikipedia-Eintrag gibt es auch über Klaus Franz. Darüber hinaus ist unter den ersten zehn Treffern bei einer Google-Suche wenig Persönliches über den CDU-Politiker zu finden. Verweise auf seine Partei gibt es, einige Nachrichten-Beiträge und den Link zu einem Youtube-Video, für das der Bochumer Blogger Jens Matheuszik ein Interview mit dem Bewerber vor der Stadthalle abgefilmt hat, in dem Franz auf seine kommunalpolitischen Erfahrungen verweist und in dem er erklärt, was er als Oberbürgermeister anders machen würde. Was auffällt: Die Wahlkampf-Seite der CDU, bei der sie unter dem Slogan „Für Bochum“ für Franz wirbt, findet sich nicht auf der ersten Treffer-Seite. Dafür, eine besondere Spitze im Wahlkampf, hat die SPD Anzeigen für Eiskirch bei Google gekauft. Sie werden ausgespielt, wenn Nutzer nach „Klaus Franz Bochum“ oder nach „Für Bochum“ suchen. Immerhin: Über die CDU-Wahlkampf-Seite können Anhänger mit dem Slogan bedruckte T-Shirts kaufen.
Monika Engel
Treffer Nummer eins bei einer Suche nach Monika Engel ist ihre Partei: der Kreisverband von Bündnis 90 und Grünen in Bochum. Unter dem Namen „Engel für BO“ ist die Kandidatin bei Twitter vertreten - wenn auch mit Beiträgen in sehr unregelmäßigen Abständen. Bisweilen tut sich auf diesem Kanal über Tage nichts. Spätestens von dort führt der Weg dann zur Homepage, die klassisch gestaltet ist: Programm, Termine, Lebenslauf, Kontaktmöglichkeit.
Horst Hohmeier
Breit aufgestellt ist Horst Hohmeier im Internet. Auf der eigenen Seite führt der Linke-Kandidat einen Blog, lässt Partei-Ikone Gregor Gysi im Video für sich werben und gibt Antworten auf die Frage „Warum Horst wählen“. Google zeigt auch das Kandidaten-Profil im Arbeitnehmer-Netzwerk Xing an. Dem ist zu entnehmen, dass Datenschutz und Datensicherheit zu seinen beruflichen Schwerpunkten gehören. Wahlkampf macht Hohmeier auch auf seiner Facebook-Seite. Die ist allerdings für nicht eingeloggte Mitglieder nicht sichtbar.
Jens Lücking
Aus Sicht einer Suchmaschine ist Jens Lücking von den Freien Bürgern im Netz wenig aktiv. Immerhin ist auf der Seite der Partei ein kleiner Steckbrief zu finden, in dem der Kandidat verrät, was ihm an Bochum gefällt: „Die Menschen, die Kultur, die Currywurst und sogar der VfL.“ E-Mail-Adresse und Telefonnummer stehen dort noch. Dass Lücking im Rat sitzt, erfährt der Nutzer dank eines Links der Stadt Bochum. Einen dienstlichen Link gibt es dann noch zu dem Juristen - über anwalt24.de.
Günter Gleising
Wenig Überraschendes findet sich auch zu Günter Gleising von der Sozialen Liste. Nachrichten, Partei-Homepage, ein Video mit dem „Pottblogger“ Matheuszik, der Link auf Abgeordnetenwatch verweist noch auf die Kommunalwahl 2009. Immerhin: Schon damals hatte Gleising die wenigen Fragen an ihn dort beantwortet, 2015 ist er sich darin treu geblieben.
Wolf-Dieter Liese
Erster Treffer einer Suche nach Wolf-Dieter Liese von der Alternative für Deutschland (AfD) ist ein 17:58 Minuten langes Video, bei dem der Kandidat sich zur bevorstehenden OB-Wahl äußert. Eingestellt hat es ein Nutzer namens „AFD-Television“. Wahlkampf betreibt Liese im Netz eher defensiv. Auf seinem Facebook-Profil hat Liese einen Eintrag vom 7. August "festgetackert" - eben dieses Video. Es sind wenig Nutzer, die auf „Gefällt mir“ geklickt haben.
„Wölfi wählen“-Shirts und Seilbahn-Videos aus Koblenz
Wolfgang Wendland
Wer bei Google eine Suche nach Wolfgang Wendland anstößt, landet in einem Parallel-Universum: Der Sänger der „Kassierer“ ist im Netz omnipräsent. Die Trefferliste gibt unter anderem einen Eindruck davon, wie sich deutschlandweit die Medien gewundert haben, als die Personalie bekannt geworden ist. Über „Wölfi“ gibt es einen Eintrag bei Wikipedia und eine etwas rudimentär gestaltete Bewerbungs-Homepage. Wer sich dort durchklickt, kann im Shop „Wölfi wählen“-Shirts, -Sticker und Plakate kaufen, die nach Angaben des Kandidaten zur Finanzierung des Wahlkampfes dienen. Mit der angezeigten Facebook-Seite „Bürger für Wolfgang Wendland“ hat der Sänger selbst nur mittelbar zu tun. Dahinter verbirgt sich der Ruhrbarone-Blogger Stefan Laurin, der sich für „Wölfi“ einsetzt. Über 7000 Menschen „gefällt“ das. Besonders skurril ist ein Video, in dem zwei schwarz gekleidete Gestalten in einem Schwarz-Weiß-Film für Wendland werben. Letzter Treffer in der Liste ist die Homepage von „Wölfis“ Band. Wenn am 13. September kein Wunder geschieht, könnte Wendland bald wieder hauptamtlich Frontmann der „Kassierer“ sein.
Omid Pouryousefi
An Omnipräsenz steht Omid Pouryousefi Wendland in nichts nach: Der 43-Jährige hat nicht nur eine Homepage zur Wahl, sondern gleich auch noch eine persönliche Seite. Mit dem Slogan „Omid macht’s“ präsentiert sich Pouryousefi natürlich bei Facebook und ist dort äußerst rege. Skurriler Höhepunkt: Ein mit orientalischer Club-Musik unterlegtes Video, in dem Pouryousefi die Seilbahn in Koblenz testet. Der Kandidat wirbt damit für ähnliche Gedankenspiele der „Stadtgestalter“, die ihn unterstützen, für Bochum.
Markus Zarske
Politisch unsichtbar bleiben die beiden weiteren unabhängigen Bewerber im Netz. Markus Zarske kandidiert, ist Arzt in Wattenscheid und hat eine Praxis für Orthopädie, mehr gibt Google auf den ersten Blick nicht her.
Franz-Josef Ermann
Franz-Josef Ermann engagiert sich beim Deutschen Roten Kreuz. Und der Beamte im Ruhstand ist im Schulfreunde-Netzwerk StayFriends zu finden. Auf seiner Facebook-Seite hat Ermann einen Zeitungsschnipsel aus der WAZ gepostet und „meine 1. Podiumssitzung“ darüber geschrieben. Die Bewerber um die Nachfolge von Ottilie Scholz an der Bochumer Stadtspitze nutzen die Möglichkeiten des Netzes, in eigener Sache zu trommeln, doch sehr unterschiedlich.