Bochum. . Unbekannte Diebe haben nachts auf dem Friedhof an der Franziskusstraße in Weitmar 72 Gräber verwüstet und massenhaft Grabschmuck erbeutet.

Als Gärtnermeister Werner Sydlik am Montagmorgen seinen Arbeitsplatz betrat, den katholischen Friedhof an der Franziskusstraße in Weitmar, konnte er es kaum glauben. In einem bisher unbekannten Ausmaß hatten Grabschänder in der Nacht zuvor massenhaft Leuchten und Vasen gestohlen, die aus Messing oder Kupfer bestehen. 72 Gräber wurden dabei beschädigt, teilweise sogar schwer. Die Diebe sind mit ihrer Beute auf der Flucht. Pfarrer Norbert Humberg kommentierte auf WAZ-Anfrage: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass das Böse in der Welt immer gegenwärtig sein wird, obwohl wir uns immer mit allen Möglichkeiten dagegen zu schützen versuchen.“

Auch interessant

Von Bernd Kiesewetter

Die Täter müssen mit ihrer Ausrüstung über den Zaun geklettert sein, denn die Tore des Friedhofs werden von einem Wachdienst jeden Abend abgeschlossen. Dann haben sie im Schutze der Dunkelheit mehr oder weniger wahllos auf mehreren Grabfeldern gewütet. Mit großer Brutalität rissen die Diebe ganze Steinquader aus dem Erdreich, die als Trittplatten genutzt wurden oder auf denen bis zu zehn Kilo schwere Schmuckgefäße verankert waren. Einige Vasen und Leuchten vermochten die Täter nicht von ihren Sockeln zu lösen, obwohl sie den Spuren zufolge mit massiver Rohheit zu Werke gingen. Andere Exemplare hingegen konnten sie abreißen oder abhebeln.

Beute wird bei unseriösen Schrotthändlern zum Altmetallpreis verkauft

Friedhofsgärtner Sydlik glaubt, „dass es vier Leute waren: zwei, die alles abgeräumt haben, und zwei, die alles eingesammelt haben“. „Sie haben alles mitgenommen, was schnell und geräuschlos zu zerstören war.“ Sogar eine Abdeckung einer Urnenkammer des Kolumbariums haben die Täter aus ihrer Verankerung gerissen; sie konnte im Laufe des Montags allerdings vollständig, wenn auch beschädigt wieder eingesetzt werden. Offenbar hatten es die Vandalen auf die kupferne Ornamentierung abgesehen.

Beute dieser Art wird im Regelfall bei unseriösen Schrotthändlern zum Altmetallpreis verkauft und danach eingeschmolzen. Einzelne Leuchten zum Beispiel kosten um die 300 Euro, sagt Sydlik. Der Erlös daraus für den Dieb betrage aber gerade mal geschätzt rund fünf Euro.

Die Franziskus-Gemeinde will jetzt alle betroffenen Angehörigen schriftlich in einem Brief über den Vandalismus informieren. Die Kripo ermittelt außer wegen Diebstahls und Sachbeschädigung auch wegen Störung der Totenruhe. Hinweise bitte an die Wache: 02327/963-8205.