Bochum. . Immer öfter werden demente Senioren aus Heimen als vermisst gemeldet. Die Fallzahlen steigen deutlich. Der Aufwand der Suche ist oft enorm.

Immer häufiger muss sich die Polizei auf die Suche nach älteren Menschen machen, die an Demenz erkrankt sind und unbemerkt aus ihren Wohn- und Pflegeheimen verschwinden. „Diese Fälle nehmen deutlich zu“, sagte am Donnerstag Kriminaloberkommissar Norman Schüttauf auf Nachfrage der WAZ. Der Aufwand, den die Polizei dabei betreiben müsse, sei mittlerweile „ein großer“.

Den Grund für den Anstieg der Fälle sieht Schüttauf darin, dass die Menschen insgesamt viel älter werden als früher. Und dass Demenzerkrankte heute fast immer in Heimen leben, weil es den Mehrgenerationenhaushalt kaum noch gebe.

„Mehr als 90 Prozent werden schon nach wenigen Stunden wiedergefunden“

Mehrfach im Monat wird das zuständige Kriminalkommissariat 11 von Heimen alarmiert, dass eine Bewohnerin oder ein Bewohner vermisst wird. Meist sind es Frauen. „Mehr als 90 Prozent werden schon nach wenigen Stunden wiedergefunden“, sagt Schüttauf. „Wenn es länger als 24 Stunden dauert, machen wir uns wirklich Sorgen.“ Gerade bei kaltem Wetter drängt die Zeit, weil sonst der Tod durch Unterkühlung droht.

In allen Fällen muss die Polizei umfassende Informationen sammeln: über den Zustand der Vermissten, ihr Zimmer, ihre Gewohnheiten, ihr Verhältnis zur Familie. Und über ihre früheren Wohnorte und Arbeitsstellen. Schüttauf: „Die vermissten dementen Personen können sich oft krankheitsbedingt an länger zurückliegende Lebensverhältnisse und -umstände besser erinnern als an die aktuelle Situation.“ Eventuell würden sie diese Orte vom Heim aus aufsuchen wollen. „Ich denke, sie suchen etwas, was ihnen vertraut vorkommt.“

© WP

„Sie sehen oft völlig normal aus. Sie sind mobil und unauffällig“

Hinzu kommt, dass demente Senioren körperlich „meist noch ganz gut drauf sind“, wie Schüttauf anmerkt. Für die Polizei bedeutet dies, dass die Suche keineswegs nur auf die Umgebung des jeweiliges Heimes begrenzt werden kann. Die Vermissten fahren oft auch noch mit Bus und Bahn. „Sie sehen oft völlig normal aus. Sie sind mobil und unauffällig.“

Zu verhindern ist das Verschwinden dementer Senioren aus Heimen oft nicht. Zwar gibt es an vielen Türen einen Hinweiston fürs Personal, aber das ist oft knapp und kann gerade nachts nicht alles im Blick haben.

Regelmäßig setzt Schüttauf bei der Suche auch Hubschrauber mit Wärmebildkamera ein, Tag und Nacht. So war es auch in dem Fall des Mannes (58), der am Montag aus dem Bergmannsheil verschwunden war und als orientierungslos galt (wir berichteten). Neben speziellen Suchhunden halfen zwei Polizeipferde mit. Vom hohen Ross aus hatten die Beamten im Unterholz einen besseren Überblick. Insgesamt hatte der Fall rund 50 Beamte gebunden.