Bochum. . 1250 Menschen sind im vergangenen Jahr im Polizeibezirk Bochum vermisst gemeldet worden - ein deutlicher Anstieg. Erst in der vorigen Woche hatte die Polizei nach einem 12-jährigen Bochumer aus Langendreer gesucht.
Im Bereich des Polizeipräsidiums Bochum (640.000 Einwohner) sind im vorigen Jahr erheblich mehr Menschen als vermisst gemeldet worden als in den Jahren zuvor. Im Jahr 2011 gab in Bochum, Witten und Herne 1250 Vermisstenmeldungen. In den Jahren davor waren es meist rund 1000. Das teilte Polizeisprecherin Kristina Räß auf Anfrage mit. Besondere Gründe für den Anstieg sieht sie nicht.
Über 95 Prozent der Gesuchten werden meistens innerhalb einer Woche wieder aufgegriffen. Nur sehr wenige Menschen im Polizeibezirk Bochum werden seit längerer Zeit vermisst: fast immer ältere Menschen oder solche, die als unbegleitete Flüchtlinge nach Deutschland eingereist sind und zuletzt in einer hiesigen Unterkunft wohnten.
Ärger mit den Eltern oder Abenteuerlust
Zuletzt sind verstärkt junge Menschen vermisst worden. Da ist zum einen, wie Kristina Räß sagt, „die große Gruppe der Kinder und Jugendlichen, meist im Alter zwischen 13 und 16 Jahren, die aus Ärger mit ihren Eltern oder Erziehern, aus Abenteuerlust oder weil sie sich nicht an die Regeln halten wollen, von zu Hause oder aus einem Heim weglaufen“. Erst am vergangenen Mittwoch war ein 12-jähriger Junge aus Langendreer verschwunden. Tags darauf veröffentlichte die Polizei ein Foto. Am selben Abend kreuzte der Junge aber wieder wohlbehalten zu Hause auf.
Vermisster lag tot in einer Grünanlage
Neben den besonders jungen wurden zuletzt aber auch immer mehr ältere Menschen vermisst gemeldet. Darunter sind solche, die beispielsweise an Demenz erkrankt sind und nicht mehr alleine nach Hause finden. Der jüngste Fall: Am 5. Januar verschwand ein Patient (77) aus dem Martin-Luther-Krankenhaus in Wattenscheid. Die Polizei suchte ihn auch über die Presse. 16 Stunden nach seinem Verschwinden entdecke ihn ein Busfahrer auf dem Bochumer Rathausplatz. Er war unterkühlt und kam ins Krankenhaus.
Ein ähnlicher Fall endete tödlich: Ein demenzkranker Mann (78) aus Hofstede, der seit 21. Dezember 2011 verschwunden war, wurde am 5. Januar in einer Grünanlage an der Hordeler Straße tot aufgefunden. Er war an Herzversagen gestorben. Nicht selten, so die Polizei, verschwinden auch Menschen, die unter Betreuung, stehen, die einen Suizid angekündigt haben oder die in einer stationären Psychiatrie behandelt werden.
Die wenigsten werden von der Polizei mit Foto öffentlich gesucht. Die vorerst letzte Polizeisuche mit Foto galt am 17. Januar einer 43-jährigen Bochumerin. Nur wenige Stunden später wurde sie an der Essener Straße gefunden - körperlich unversehrt, aber verwirrt wirkend. Es gab keine Hinweise auf eine Straftat.