Bochum. . Johnson Controls beabsichtigt, seine Automotive-Sparte aus dem Konzern zu trennen. Die Bochumer Belegschaft fürchtet negative Folgen.
Nach dem Verlust von mehr als 100 Arbeitsplätzen im Vorjahr fürchten die verbliebenen 440 Beschäftigten des Sitzherstellers Johnson Controls an der Hüttenstraße erneut Ungemach. Die Werksleitung hat ihnen vor einigen Tagen unterbreitet, dass das US-amerikanische Unternehmen seine Automotive-Sparte aus dem Konzern herausschälen und in ein neues, börsenorientiertes Unternehmen überführen will. Der Name dieser Sparte werde sich demzufolge ändern.
„Seit dem herrscht große Unsicherheit unter den Kollegen“, sagt ein Beschäftigter, der nicht genannt werden möchte, gegenüber der WAZ. Die Sorge sei, dass im Falle einer Werksschließung keine oder nur noch eine geringe Abfindung gezahlt werde, weil die bisherige Beschäftigungszeit dann nicht angerechnet werden könnte.
Betriebsratsvorsitzender Dietmar Kupfer bestätigt, „es gibt Unruhe in der Belegschaft“. Eine Unruhe, die Kupfer angesichts der Erfahrung aus ähnlichen Fällen teilt. Allerdings: „Wir können das alles noch nicht richtig einschätzen und lassen es jetzt erst einmal prüfen.“ Gegenüber der Geschäftsführung habe der Betriebsrat aber bereits gefordert, dass es eine Besitzstandswahrung geben müsse, das heißt, die bisherigen Verträge weiterhin gelten.
An der Hüttenstraße wird auf Hochtouren gearbeitet
Genährt wird die Skepsis von Belegschaft und Betriebsrat durch mehrere Faktoren. Fürchten muss der Standort Bochum eine Schließung, weil es für den einzig verbliebenen, 2017 auslaufenden Vertrag für die Herstellung von Sitzen für den Ford Fiesta noch keinen Folgeauftrag gibt und weil sich, so Kupfer, abzeichnet, dass die Sitzproduktion von Johnson Controls in Westeuropa keine Zukunft hat.
Momentan indes wird auf Hochtouren an der Hüttenstraße gearbeitet. Etwa 1800 Sitze, so besagter Mitarbeiter, werden täglich in drei Schichten hergestellt. So ist denn auch die Zahl der Leiharbeiter, derzeit sind es etwa 90, weiterhin hoch. Im ersten Halbjahr hatte die Belegschaft sogar Sonderschichten gefahren, um die steigende Nachfrage von Ford in Köln zu befriedigen. Ulrich Andree, Sprecher der Johnson-Controls-Europazentrale in Burbach, bestätigt, dass es Gespräche über eine Verlängerung des Produktionszeitraums gibt.
Andererseits hat der Konzern gerade erst wieder Standorte geschlossen: Grefrath (310 Mitarbeiter) und Wuppertal (350) sind betroffen, Böblingen (220) soll folgen. Sie gehörten zur Interieur-Sparte, die in ein Joint Venture mit einem chinesisches Konzern aufgegangen ist. Möglich ist, so Andree, dass der 30-Prozent-Anteil von Johnson Controls an diesem Joint Venture in das neue Automotive-Unternehmen eingebracht wird.