Bochum. . Die AG Bochumer Wohlfahrtsverbände beklagt, das Langzeitarbeitslose auf dem Arbeitsmarkt auf der Strecke bleiben. Sie fordert Reformen.
Allmählich erholt sich der Arbeitsmarkt, in Bochum fällt die Arbeitslosenquote phasenweise bereits unter die Zehn-Prozent-Marke. Abgekoppelt von dieser Entwicklung sind die Langzeitarbeitslosen. Aus dem regelmäßig von den Wohlfahrtsverbänden herausgegebenen Arbeitslosenreport geht hervor, dass der Anteil der Langzeitleistungsbezieher in der Stadt im Februar 71,5 Prozent betrug und sich damit in den vergangenen zwei Jahren kaum verändert hat.
„Diesen 71,5 Prozent fällt der Ausstieg aus der Armut und der Arbeitslosigkeit besonders schwer“, sagt Ulrich Kemner, Direktor der Caritas Bochum und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Freie Wohlfahrtspflege“.
Umschichtungsquote im Vorjahr besonders hoch
Als Grund dafür machen die Sozialorganisationen vor allem gravierende Kürzungen bei der Eingliederungsleistungen aus. Und: „Weil die Verwaltungskosten der Jobcenter durch Lohn- und Betriebskosten-Erhöhungen gestiegen sind und die Budgets für Verwaltungs- und Eingliederungskosten gegenseitig deckungsfähig sind, werden immer mehr Mittel in die Verwaltungsstruktur statt in die aktive Förderung von Hartz-IV-Beziehern investiert“, heißt es in dem Bericht der AG.
In Bochum war die Umschichtungsquote im Vorjahr besonders hoch, sie betrug 25 Prozent; etwa 5,8 Millionen Euro. „Eine Ausnahme“ sei das gewesen, so Martina Fischer, Geschäftsführerin des hiesigen Jobcenters, 2015 werde sich die Quote bei 20 bis 21 Prozent einpendeln. Das freilich läge noch weit über der durchschnittlichen Umschichtungsquote in NRW (2014: 15 Prozent).
Mehr Mittel für langfristigere und beschäftigungsfördernde Angebote
Aus Sicht der Bochumer Wohlfahrtsverbände gibt es eine Lösung aus dem Dilemma. Sie sagen: „Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Mittel für langfristigere und damit auch kostenintensivere beschäftigungsfördernde Angebote für Langzeitleistungsbezieher. Und wir fordern die Entkoppelung der Verwaltungskosten von den Mitteln der aktiven Arbeitsförderung und ein Sonderbudget des Bundes für einen Sozialen Arbeitsmarkt.“
„Gut nachvollziehbar“ ist das aus Sicht der Jobcenter-Geschäftsführerin; zumal: „Es ist deutlich sinnvoller, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren.“ Das hänge aber nicht von der Koppelung von Verwaltungs- und Eingliederungshilfebudget ab, sondern in erster Linie von einer ausreichenden Gesamtfinanzierung. Im Jahresbericht des Jobcenters heißt es wieder einmal, das Verwaltungskostenbudget „ist nach wie vor nicht auskömmlich“.
Richtig sei zwar, dass, wie die AG anführt, die Plätze bei den öffentlich geförderten Beschäftigungen zurück gegangen sei. Das liege aber, so Fischer, in erster Linie daran, dass das Jobcenter mehr Wert darauf lege, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu unterstützen statt Arbeitsgelegenheiten (Minijobs). Das Finanzierungsverhältnis liege bei etwa 1 (sozialversicherungspflichtige Beschäftigung) zu 5 (Minijobs).