Bochum. Thomas Zehnter gestaltet seine Bilder auf und mit dem iPad. Das Tablet als kreativer Werkzeugkoffer.

Thomas Zehnter hat als Künstler eine ganz eigene Handschrift. Seine Zeichnungen und Grafiken entstehen nicht manuell am Werktisch, sondern digital am Computer. Auch hatte er zuletzt in der Kunstkirche Christ König eine Ausstellung zum Thema „Wunder“ realisiert, die mit computergenerierten QR-Codes aufwartete.

Sie konzentrieren sich auf die Malerei am und mit dem iPad. Warum?

Thomas Zehnter: Ich glaube, dass diese neue Form der Computer und die Digitalisierung eine kaum zu überschätzende Veränderung in der Gesellschaft mit sich bringen wird. Dieser Entwicklung trage ich Rechnung.

Kunst am und mit dem Computer – damit tun sich viele schwer.

Zehnter: Das stimmt. Immer wieder höre ich: „Ist das überhaupt Kunst?“

Und: Ist das überhaupt Kunst?

Zehnter: Natürlich! Der Tablet-PC ist ja nur das Hilfsmittel, mit dem ich meine Bilder gestalte. Die kreative Idee, die künstlerische Ausfertigung muss ich ja selbst bewerkstelligen, das kann die Maschine mir ja nicht abnehmen.

Wobei ist sie dann hilfreich?

Zehnter: Per App ist es möglich, beinahe alle grafischen oder malerischen Strukturen hochzuladen, und mit diesen dann zu arbeiten. Das reicht von Farbflächen, die sich aufbauen und entwickeln lassen, bis zu detailgenauen Zeichnungen. Aktzeichnungen zum Beispiel, die ich häufig ausführe, lassen sich minutiös auf dem Tablet-Bildschirm anlegen und darstellen.

Wie funktioniert das genau?

Zehnter: Es gibt Apps, die sich vergleichbar den Filtern beim Photoshop-Bildbearbeitungssystem handhaben lassen. Der Computer wird zum Werkzeugkasten. Ich kann frei Hand zeichnen oder kann zeichnerische Strukturen hochladen und diese verändern. Pinselstriche, Farbstärke und Farbgrad – alles lässt sich maschinell einstellen.

Was sollte der Vorteil gegenüber dem konventionellen Arbeiten mit Pinsel und Farbtube sein?

Zehnter: Es ist die Technik an sich. Sie gibt es ja, und sie wird in Zukunft noch weiter verfeinert werden und verbreitet sein. Ich glaube, wir stehen vor einer großen Veränderung nicht nur des Kunstbetriebs; ähnlich wie der Computer ja auch das Schreiben per Hand verändert hat. In den USA und Japan ist die PC-Kunst längst gang und gäbe. In Deutschland tun wir uns damit nach wie vor schwer.

Gilt das auch für Ihre berufliche Tätigkeit?

Zehnter: Als Lehrer stelle ich oft fest, wie wenig die Schule darauf eingeht, bzw. sich ernsthaft mit dem Einsatz von Computern als kreative Hilfs- und Arbeitsmittel beschäftigt. Die Schüler selbst haben damit gar kein Problem. Im Gegenteil.