Bochum. . Wiese auf dem Kommunalfriedhof Weitmar wird für eine Flüchtlingsunterkunft vorbereitet. 22 Wohneinheiten für bis zu rund 100 Menschen geplant.
Die Suche nach geeigneten Flächen für Flüchtlingsunterkünfte gestaltet sich immer schwieriger. Wie extrem schwierig, zeigt das Beispiel des bereits vom Rat beschlossenen Baus einer Wohncontaineranlage für bis zu 100 Menschen auf dem Gelände des städtischen Friedhofs in Weitmar. Innerhalb der Friedhofsmauern, nur wenige Meter von den nächsten Gruften entfernt, sollen 22 Wohncontainer, nur durch einen Zaun vom Rest des Friedhofs abgetrennt, aufgestellt werden. Nur ein schmaler Schotterweg trennt die Gräber vom künftigen Flüchtlingsdorf.
Die Stadtverwaltung hat bereits begonnen, diesen Beschluss des Rates umzusetzen. Vermessungsfachleute waren am Mittwoch auf dem Friedhof damit beschäftigt, die Fläche, auf der zudem noch etliche Bäume gefällt werden müssen, zu vermessen. Kopfschüttelnd versammelten sich spontan Friedhofsbesucher und beobachteten die Vermessungsarbeiten. „Das passt doch nicht, das ist der falsche Ort“, sagt Gitta Klodt vom Floristikunternehmen Klodt. „Wir betreuen auf diesem Friedhof ungefähr 600 Gräber.“
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Anwohner Klaus Dieter Kaufmann, der nur wenige Hundert Meter entfernt lebt, kann diese Entscheidung nicht verstehen. „Es gibt doch noch so etwas wie Friedhofsruhe?“, fragt er. Außerdem sei es doch auch für die Flüchtlinge, deren Kinder etwa unmittelbar neben den Gräbern spielen, kaum erträglich.
CDU: Standortwahl zeugt von wenig Fingerspitzengefühl
Die Örtlichkeit war ursprünglich nicht Bestandteil des Verwaltungsvorschlags, denn der hatte noch das Gelände der ehemaligen Schule an der Brantropstraße für eine Containeranlage im Südwesten vorgesehen. Der Änderungsantrag der SPD/Grünen. hatte das Friedhofsgelände kurz vor der Ratssitzung am 25. Juni ins Gespräch gebracht. Nur, das Wort Friedhof fiel in der Sitzung nicht einmal. Gaby Schäfer hatte für die Koalition den Antrag begründet. Ihr Credo: „Wir brauchen gute Lösungen, nicht nur Notlösungen.“
SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Peter Reinirkens begutachtete das Gelände in Weitmar, traf auch noch die Vermesser vor Ort an. Sein Kommentar: „An der Auswahl dieser Fläche wird deutlich, wie groß die Not ist, Flüchtlinge schnell und adäquat unterzubringen.“ Die CDU hatte mit anderen den Antrag abgelehnt, ohne allerdings zu wissen, dass einer der neu ins Spiel gebrachten Container-Standorte auf einem Friedhof liegt. „Ein Standort auf einem Friedhofsgelände zeugt nicht gerade von viel Fingerspitzengefühl“, sagte CDU-Fraktionschef Christian Haardt spontan , als er davon erfuhr. Im Änderungsantrag von SPD und Grünen, dem übrigens auch die UWG, die Linken sowie André Kasper (Piraten) und Stephanie Kotalla (parteilos) zustimmten, war nur vage von der Fläche „Hattinger Straße/Schloßstraße“ die Rede gewesen.
Zwar wird der städtische Friedhof in Weitmar seit einiger Zeit nicht mehr neu belegt und auch die Trauerhalle soll bald abgerissen werden, doch die Gräber sind gepflegt. Angehörige kommen, um zu trauern. Außerdem ist unmittelbar vor der alten Trauerhalle der Neubau einer Kindertagesstätte geplant.