Wiemelhausen. . Fachschaft Biologie des Gymnasiums hat beim Kleingartenverein Ehrenfeld eine Parzelle gemietet. Dort pflanzen die Kinder ihr Gemüse an, backen ihr Brot selbst und züchten Bienen.

Zu meiner Zeit fand der Biologie-Unterricht mehrheitlich im Klassenzimmer statt, wo dicke Bücher gewälzt wurden, statt mal selbst die Schüppe in die Hand zu nehmen und ein paar Tomaten zu pflanzen. Das ist in der Schiller-Schule anders.

Dort betreibt seit knapp zwei Jahren die Fachschaft Biologie eine Parzelle im benachbarten Schrebergarten, den die Kinder der Klassen 5 und 6 mit ihren Lehrern eigenständig bewirtschaften: vom Gießen bis zum Unkraut zupfen – die Kinder machen alles selbst. Und ernten ihren Ertrag natürlich fleißig: „Unsere Radieschen sind super lecker“, meint Schüler Sebastian, während Jan auf die Gurken, die er vor kurzem gepflanzt hat, leider noch zwei Monate warten muss. „Das geht halt alles nicht so schnell wie im Supermarkt“, meint der 11-jährige Schüler achselzuckend.

Schiller-Schule hat Parzelle beim KGV Bochum-Ehrenfeld 08

Im September 2013 hat die Schiller-Schule ihre Parzelle beim KGV Bochum-Ehrenfeld 08 am Waldring bezogen. Und sie sieht richtig schick aus: Ein Schrebergartenhäuschen steht dort, daneben befindet sich ein Beet und neuerdings sogar ein Backofen für Brot und ein „Insektenhotel“, in dem demnächst Wildbienen einchecken sollen. „Unser Garten kommt richtig gut an“, freut sich Biologielehrer Maximilian Sauerwald, neuerdings im Nebenjob als Laubenpieper aktiv.

Vorausgegangen sei dem allerdings eine schwierige Phase der Planung und des Zweifelns. Denn ob es für eine Schule wirklich Sinn mache, sich in einem Schrebergarten einzumieten, stand lange zur Diskussion. „Der ursprüngliche Plan war, direkt auf dem Schulgelände einen Garten zu eröffnen“, sagt Sauerwald, „aber das ließ sich nicht realisieren.“ So sei dann der KGV in den Fokus gerückt, der seit dem Jahr 1908 direkt neben der Schule beheimatet ist.

Supermarkt-Kunden küren Schüler-Bilder

Unter dem Titel „Mein schönstes Walderlebnis“ haben zwei Klassen der Jahrgangsstufen 5 und 6 der Schiller-Schule an einem Malwettbewerb zum Thema Wald und Natur teilgenommen. Dabei sind etwa 60 Bilder entstanden. Schülerin Mia (10): „Ich habe ein Bild gemalt, das einen Wald kurz nach dem Pfingststurm Kyrill zeigt“.

All diese Bilder sind im Laufe der Ferien bei einem Supermarkt in Wiemelhausen ausgestellt. Die Kunden können über die schönsten Bilder abstimmen, drei von ihnen werden am Ende prämiert. „Für jedes Bild spendet Rewe einen Quadratmeter Wald an den Nabu“, freut sich die stellv. Schulleiterin Gudrun Birkholz-Bräuer.

Dank einer Förderung der Sparkasse durch einen Sponsoringwettbewerb in Höhe von 1750 Euro war es der Schule möglich, die Gartenparzelle zu beziehen. Auch der Vorstand des Kleingärtnervereins habe dem Plan schließlich zugestimmt, „obwohl es anfangs Bedenken hinsichtlich der Lautstärke gab“, meint Sauerwald. Doch die Schüler seien meist nur zur Mittagszeit in ihrer Laube. „Und dann ist hier ohnehin wenig los.“ Dies sieht auch eine Kleingärtnerin so, die ihre Laube ein paar Meter weiter hat: „Von den Schülern habe ich noch gar nichts bemerkt“, sagt sie. „Stören tun sie mich überhaupt nicht.“

Richtlinien innerhalb des KGV einhalten

Allerdings müssen Schillers neue Kleingärtner darauf achten, die Richtlinien innerhalb des KGV einzuhalten. Das heißt: Die Parzelle muss gepflegt werden – auch in den Ferien. „Wir haben einen genauen Dienstplan“, meint Sauerwald. Wenn von den Schülern niemand Zeit habe, dann würden eben die Lehrer und Referendare aktiv werden und darauf achten, dass das Gras nicht in den Himmel wächst.

„Ich bin begeistert von der Initiative, die hier gezeigt wird“, fügt die stellvertretende Schulleiterin Gudrun Birkholz-Bräuer an. „Nach den anfänglichen Bedenken läuft alles wunderbar.“ Außerdem hat die Beschäftigung mit dem Schrebergarten natürlich einen Nebeneffekt: „Ein Ziel ist, dass die Kinder mehr über die Natur und über das Säen und Ernten erfahren“, sagt Maximilian Sauerwald. Denn dass Gurken und Tomaten leider nicht im Regal des nächsten Supermarktes zum Sonderpreis sprießen, weiß heute längst nicht mehr jeder.