Bochum. . Im Frühling ist die Nachfrage nach einer Schrebergarten-Parzelle groß, das Angebot knapp. Kleingärten liegen im Trend, auch bei Familien mit Kindern.

Erika Klugmann steht vor einem schweren Schritt. 55 Jahre lang hatten sie und ihr Ehemann, ein Bergmann, eine Parzelle in der Kleingartenanlage „Am Böckenbusch“ in Grumme. Nun muss sie ihren geliebten Garten aufgeben. Aus Altersgründen, wie sie sagt. „Unsere Kinder sind hier groß geworden und wir sind hier alt geworden.“ Die Entscheidung habe „viele Tränen gekostet“. Nahezu täglich waren die Eheleute Klugmann dort, es war ihre zweite Heimat.

Wer der neue Pächter wird, ist noch unklar. Aber lange dürfte der Kleingartenverein wohl nicht suchen müssen, denn das Angebot an freien Parzellen ist sehr knapp. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen es viele Lehrstände gab. Im KGV „Am Böckenbusch“ sollen außer dem Garten der Eheleute Klugmann, der trotz seiner Lage mitten in einer Großstadt erstaunlich ruhig ist, bald nur zwei weitere zur Verfügung stehen. Ansonsten heißt es in der 93 Gärten zählenden Anlage: Komplett belegt!

Die Parzellen und Grundstücke

Peter Börnick, Vorsitzender des Vereins, sagte auf WAZ-Anfrage: „Im Schnitt gehen die Parzellen für zwischen 1000 und 3000 Euro weg.“ Die Laube, die Gewächse und gegebenenfalls weitere Ausstattungen werden gekauft, das Grundstück – zwischen 300 und 400 Quadratmeter – wird gepachtet. Die Schätzung der Kaufpreisobergrenze übernehmen vereinsexterne Wertermittler; so hält sich der Verein möglichen Ärger vom Hals.
Insgesamt, sagt Börnick, lägen in seiner Anlage die laufenden Kosten pro Jahr bei durchschnittlich rund 400 Euro für Strom, Wasser (je nach Verbrauch), Versicherung, Pacht und Mitgliedsbeitrag.

Peter Börnick, Vorsitzender der KGV „Am Böckenbusch“.
Peter Börnick, Vorsitzender der KGV „Am Böckenbusch“. © FUNKE Foto Services

„Sehr viel in die Infrastruktur investiert und auch neue Spielplätze gebaut“

Jetzt zu Saisonbeginn ist die Nachfrage natürlich hoch. Und dies keineswegs nur bei älteren Gartenfreunden. Kleingärten, sagt Helmut Meißner, Vorsitzender des Stadtverbandes mit insgesamt 80 Anlagen, seien heutzutage „auch für junge Leute mit Kindern interessant“. Man habe in den Anlagen „sehr viel in die Infrastruktur investiert und auch neue Spielplätze gebaut“. Vor rund zehn Jahren habe der Altersdurchschnitt hoch in den 60-ern gelegen, heute liege er nahe der 50-er. In geschätzt jeder zweiten Kleingartenanlage gebe es mittlerweile auch wieder Wartelisten für Bewerber. Nach einer Kündigung seien die Parzellen schnell wieder weg, vor allem im Frühjahr.

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Mittlerweile ist auch die Versorgung der Bochumer Kleingärten immer besser geworden. Bis auf eine einzige Anlage in Bochum verfügen alle über Strom und fließendes Wasser. Fast zwei Drittel, schätzt Meißner, seien auch an die Kanalisation angeschlossen.

Im KGV „Am Böckenbusch“ ist dies längst der Fall. Erika Klugmann braucht sich daher wohl keine Sorgen zu machen, nicht schnell genug einen Nachfolger zu finden, der den Rasen mäht und die Gemüsebeete pflegt.