Bochum. Die Gewinnabführung der Stadtwerke Bochum steigt von 47 auf 66 Millionen Euro. Sie gleichen so die Wertberichtigung der städtischen RWE-Aktien aus.

Gute Kunde für den Kämmerer: Die Stadtwerke schütten für das Geschäftsjahr 2014 einen Gewinn von 66,1 Millionen Euro aus und damit 19,1 Millionen Euro mehr als mit der Stadt verabredet. Gute Kunde auch für die Kunden. Der Energieversorger kündigte bei der Vorstellung seines Geschäftsberichts 2014 an, vermutlich am 1. November die Gaspreise zu senken. In welcher Höhe, ist noch unbekannt. Die Preise für Strom und Wasser bleiben zumindest bis zum Ende des Jahres stabil.

Unverändert ist auch die Summe, die aus dem Gewinn in den städtischen Haushalt fließt; nämlich 47 Millionen Euro. Die zusätzlichen 19,1 Millionen Euro gleichen den neuerlichen Kurssturz der RWE-Aktien aus, die die Stadtwerke halten. „Wenn wir das nicht gemacht hätten, wäre es mit den Haushaltskonsolidierungen der Stadt Bochum sofort Feierabend“, erklärt Bernd Wilmert, der nächste Woche nach 22 Jahren als Sprecher der Geschäftsführer vor Ablauf seines Vertragsendes in den Ruhestand geht. Am Dienstag wird der Aufsichtsrat seinen Nachfolger bestimmen.

"Wir haben uns gut behauptet"

57 Millionen Euro mussten für die insgesamt 6,6 Millionen Aktien wertberichtigt werden, die die Stadtwerke für den Mutterkonzern Stadt halten. Auch 2015 und 2016 wird der Energieversorger daher deutlich mehr Gewinn abführen, um den Aktienverlust auszugleichen; je nach Kursentwicklung möglicherweise sogar auch noch 2017.

Erschütterungen sollen Stromausfall verursacht haben

Mit einer Ausfallzeit von 5,4 Minuten im Jahr gehörten die Stadtwerke 2014 zu den zuverlässigsten Energieversorgern in Deutschland. Der Bundesdurchschnitt betrug 15 Minuten.

Der lange, beinahe einen Tag dauernden Ausfall der Stromverbindung zur Ruhr-Uni wird 2015 dafür sorgen, dass die Ausfallzetien des Versorgers nicht so rosig aussehen. Nach Untersuchungen sollen Erderschütterungen dafür gesorgt haben, dass sich zwei vor zweieinhalb Jahren erneuerte Muffen gedehnt und so den Stromausfall verursacht haben.

Trotz dieser erheblichen Belastung und weiterer Risiken, die sich aus Beteiligungen und den Entwicklungen im Energiemarkt ergeben, zieht Wilmert eine gute Bilanz: „Wir haben uns gut behauptet“, so der 63-Jährige. Er sieht die Stadtwerke auch gut gewappnet: „Dieses Unternehmen ist so gut aufgestellt und hat noch solche Reserven in der Bilanz, dass es die Folgen der Energiewende gut auffangen kann und danach immer noch gut aufgestellt ist.“

90 Prozent Marktanteil

Den Marktanteil in Bochum habe es trotz etwa 100 Mitbewerbern auf dem lokalen Markt bei etwa 90 Prozent gehalten. Es baue vorsichtig seine Aktivitäten über die Stadtgrenzen hinaus aus. 3500 Kunden nutzen das bundesweite Online-Stromprodukt, mittelfristig sollen es 10.000 Kunden sein. Und auch in Sachen Energiewende gebe es gute Vorzeichen. Bis 2020 werde das angestrebte Ziel erreicht sein, dass 25 Prozent des Bochumer Energiebedarfs durch die Stadtwerke-Produktion regenerativer Energien gedeckt werden.

Geld verdient hat der Versorger mit eigenen Geschäften, aber zu einem nicht unwesentlichen Teil auch mit seinen Beteiligungen. 33 Millionen Euro kommen aus der Beteiligung an der Gelsenwasser AG; 4,5 Millionen Euro aus dem Steag-Anteil.