Werne. . Lärm, Müll, Bedrohungen: Anwohner klagen über unzumutbare Zustände am Flüchtlings-Übergangsheim. Stadt weiß um die Probleme und wird nun tätig.
Die Stimmung an der Krachtstraße ist hochexplosiv. Im Gespräch mit der WAZ machten jetzt viele Nachbarn des Übergangswohnheims für Flüchtlinge ihrem Ärger Luft. Die Situation vor Ort, so der Tenor, sei unzumutbar. Und das schon seit Jahren. Die Stadt weiß um das Problem und werde nun tätig, versprach Sozialamtsleiterin Ute Bogucki im Gespräch mit der WAZ. Ob die Maßnahmen greifen, werde sich in den nächsten Wochen zeigen.
Die Anwohner werden sicherlich ganz genau hinschauen. Sie erheben schwere Vorwürfe in Richtung Flüchtlinge. Insbesondere ständige Ruhestörungen, Bedrohungen und Beleidigungen sowie überquellende Mülltonnen, die Ratten anlockten, werden beklagt. Zudem würden mehr Menschen in den Unterkünften leben, als gemeldet.
Gefahr der Ghettoisierung vorbeugen
Auch Stadt, Politik und Polizei bekommen ihr Fett weg. Letztere ließe sich viel Zeit, wenn gerufen. Auch die Stadt kümmere sich nicht, der Security-Dienst bringe kaum etwas. Von der Politik fühle man sich ebenfalls nicht ernst genommen.
Lösungsansätze haben die Anwohner parat: Mehr Bewegung im Übergangsheim und kleinere Gruppen aus dem selben Kulturkreis, weil sonst die Gefahr einer Ghettoisierung groß sei.
Dort setzt derzeit auch die Verwaltung den Hebel an. „Wir haben bereits drei Familien ,umgesetzt’, um die Situation zu entspannen“, erklärt Ute Bogucki. Die Stadt wolle auch weiterhin für eine bessere „Durchmischung“ und vor allem kürzere Aufenthalte sorgen. Bogucki: „Sobald wir neue Standorte haben, geht es weiter.“
Aktuell werde auch nach einem neuen Wachdienst gesucht. „Die Ausschreibungen laufen“, stellt Ute Bogucki auch hier Veränderungen in Aussicht. Ändern könnte sich bald zudem die Außenanlage des Übergangsheims: „Als Sichtschutz und räumliche Trennung soll eine Hecke gepflanzt werden.“
Bezirksbürgermeisterin Busche plädiert für Abriss der Flüchtlingsheime
Die Probleme der Ruhestörung sind bekannt: „Unsere Sozialarbeiter und der Heimverwalter weisen auch immer wieder darauf hin, finden nur leider sehr selten Gehör“, bedauert Ute Bogucki, die aber weiterhin darum bittet, sich bei Problemen direkt an die Mitarbeiter vor Ort zu wenden.
137 Menschen sind in Werne untergebracht
Aktuell leben an der Krachtstraße 137 Flüchtlinge. Und daran wird sich angesichts des Flüchtlingsstroms, so Ute Bogucki, wohl vorerst auch nichts dran ändern.
Der Großteil der Bewohner – 90 Personen – kommt aus Serbien und Bosnien-Herzigowina. 19 stammen aus dem Kosovo, neun aus Syrien.
Die Polizei kann von keinen Auffälligkeiten an der Krachtstraße berichten. Sprecher Volker Schütte: „Etwa drei Mal im Monat werden wir wegen Ruhestörung oder Sachbeschädigung dort hingerufen.“ Er verzeichnet dort „ein ganz normales Aufkommen an Einsätzen“.
Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD) wünscht sich einen Abriss der Häuser, „um dann eine vernünftige, nachhaltige Mischbebauung zu schaffen“. In diese Richtung geht auch der Ratsbeschluss von gestern Abend. Die Verwaltung hingegen, so Bogucki, tendiert eher zu einer 2,2 Millionen Euro teuren Sanierung. „Angesichts der Haushaltslage sicher die sinnvollste Lösung, denn ein Neubau wäre teurer.“
Beide, Bogucki und Busche, bedauern, dass kaum Anwohner zum Begegnungsfest vor zwei Wochen kamen. „Ich hätte mich gern mit ihnen an einen Tisch gesetzt“, sagt Busche, die den angestauten Frust der Anwohner verstehen kann.