Bochum. . Romy Schmidt, die neue Intendantin des Prinz Regent Theaters, stellt das Programm für ihre Auftaktspielzeit 2015/16 vor.

Mit Henrik Ibsens unverwüstlichem Drama „Peer Gynt“ startet das Prinz Regent Theater (PRT) am 18. September in die Spielzeit 2015/16. Regie führt Romy Schmidt, die ab Herbst auch offiziell die Leitung des Privattheaters von Sibylle Broll-Pape übernimmt.

Damit ist schon zweierlei gesagt: 1.) wird dieser Ibsens sicher nicht als bodenständig „aktualisierter Klassiker“ auf die Bühnenbretter kommen; dafür ist der Regiestil von Romy Schmidt viel zu eigenwillig und unorthodox. Und 2.) wird mit der Personalie auch inhaltlich ein Generationswechsel in Weitmar vollzogen.

Tournee durch die Klassenzimmer

Am 2. Juni 2015 stellte Romy Schmidt ihren ersten Spielplan vor, dabei fiel ins Auge, dass dem Haus eine Verjüngungskur bevor steht. Aus dem Repertoire werden lediglich die Schmidt-Einrichtungen „Tschick“ und „Die Verwandlung“ sowie der Dauerbrenner „Offene Zweierbeziehung“ (seit 20 Jahren im Spielplan!) übernommen. Ein neuer Schwerpunkt ist die Nachwuchsförderung. Im Jugendclub „Junge Prinz*essinnen“ erobern sich Kinder und Jugendliche gemeinsam mit der Regisseurin Miriam Michel die Bühne. Sie stellen Georg Orwells „Farm der Tiere“ nach, in dem es um Fragen nach den Auswirkungen von Hierarchie und Macht geht (Premiere am 16. Oktober).

Next Generation übernimmt

Revier für Held*innen ist das Motto von Romy Schmidts erster Spielzeit, ein kraftvolles Motto, das Selbstbewusstsein ausstrahlt. Das kann sich die neue PRT-Chefin auch leisten, denn ihre jüngsten Inszenierungen „Tschick“ und „Die Verwandlung“ erhielten bemerkenswerte Kritiken und überzeugen dazu durch gute Quoten.

Mit Romy Schmidt verschafft sich „the next generation“ Spielraum im traditionsreichen Privattheater. Neue Schauspieler und Regisseure, jede Menge Nachwuchsarbeit, viele Offerten für ein jüngeres Publikum. Schon ungewöhnlich, zum Beispiel, dass der Saisonauftakt mit Peer Gynt ausgerechnet von Discopopper „Dagobert“ und einer Club/Partyreihe flankiert wird, die man gewöhnlich aus dem szenigen Kugelpudel-Eislokal kennt.

Romy Schmidts erstes Programm kommt wie ein kleiner Frischlufttornado daher. Mal gespannt, wohin er das PRT tragen wird.

Jürgen Boebers-Süßmann

Romy Schmidt selbst inszeniert „Bilge Nathan“ von Thilo Reffert, eine multikulturelle Überschreibung von Lessings „Nathan der Weise“, die im November Premiere haben und dann als Klassenzimmerstück durch Bochumer Schulen touren wird. Geplant ist weiterhin ein Theater-Langzeitprojekt mit Flüchtlingen unter der Regie des Theaterpädagogen, Figuren- und Maskenspielers Holger Wagner.

„Ulysses“-Lesung

Dazu kommen „Bilder einer großen Liebe“ nach dem Buch von Wolfgang Herrndorf (Regie Frank Weiß, Premiere März 2016), „Helden“ von Ewald Palmetshofer (Regie Laura N. Junghanns, eine Kooperation mit der Folkwang-Regieklasse, Premiere am 7. Januar ‘16) sowie „Sommerfest“ nach dem Roman von Frank Goosen (Regie R. Schmidt, Premiere April 2016). Es wird ein unterhaltsame Late-Night-Format mit Schauspieler Helge Salnikau geben („Heute Nacht mit Helge“) und eine Marathonlesung von James Joyces Jahrhundertroman „Ulysses“ als Kooperation mit der Literarischen Gesellschaft.