Bochum-Laer. . Drei Generationen kümmern sich in Laer gemeinsam um einen Schlag. Opa Wolfgang Paszkowiak ist Chef im Ring, aber auch der Rest ist munter eingespannt.
Seit zwei Wochen sitzen die Paszkowiaks aus Laer wieder jeden Sonntagvormittag auf ihrer Terrasse und warten gespannt, dass sich am Himmel etwas bewegt. So auch morgen wieder. Und wehe, ihre Brieftauben brauchen länger als erwartet. „Dann wird vor Aufregung die Wiese plattgetreten, wenn sie nicht kommen“, weiß Schwiegertochter Tina (39) zu berichten. Das ganze Jahr über dreht sich bei den Paszkowiaks alles um ihre Tauben; jetzt, zu Saisonbeginn mit den wöchentlichen Wettflügen, natürlich ganz besonders.
Der Taubensport ist bei den Paszkowiaks eine echte Familienangelegenheit. Drei Generationen kümmern sich gemeinsam um den Schlag. Schuld daran ist Opa Wolfgang (76). Er steckte seine Lieben der Reihe nach mit dem „Tauben-Fieber“ an. Zunächst seine Frau Renate (75), mit der er seit 1961 verheiratet ist. „Ich hatte damals nix mit Tauben am Hut gehabt“, sagt sie. Doch schnell war auch sie selbst Feuer und Flamme.
Beste Jungtaubenliebhaberin im Jahr 2010
Genau wie Sohn Ralf (50), der aktuell 2. Vorsitzender der heimischen Reisevereinigung (RV) Bochum 05 ist; oder Schwiegertochter Tina, die Kassiererin. Und auch die Jüngste im Bunde, Lea (fast 15), mischt schon seit acht Jahren mit. „Sie war jüngstes Verbandsmitglied und 2010 beste Jungtaubenliebhaberin Deutschlands“, erzählt der Opa stolz.
Auch Wolfgang Paszkowiak war schon sehr erfolgreich, 2007 immerhin Achter bei den Deutschen Meisterschaften. Mit 14 hat er angefangen, inspiriert durch seinen Vater. „Die Tauben“, sagt er, „standen bei mir immer schon an erster Stelle. Da musste sich auch meine Frau unterordnen . . .“ Gut, dass Renate gerade weghört. Sie hat sich schnell damit abgefunden, dass die meisten Wochenenden im Jahr kaputt sind. „Und auch der Urlaub richtet sich nach dem Hobby. Zwischen April und September fahren wir nicht weg.“
Wolfgang Paszkowiak ist der Chef im Taubenschlag. „Wir anderen dürfen die Kacke wegkratzen“, verrät Renate mit einem Augenzwinkern. Denn natürlich bedeutet die Taubenzucht viel Arbeit. Zweimal am Tag wird der Schlag gesäubert. Zudem müssen die Tauben – die Paszkowiaks haben insgesamt 120 – trainiert werden. Morgens und abends je 30 Minuten. Männlein und Weiblein immer schön getrennt. „Erst nach den Wettflügen dürfen sie sich gemeinsam vergnügen“, lacht Wolfgang. Einmal die Woche gibt es für die Täubchen zudem ein Bad – denn der Federstaub ist enorm.
Prestige und Pokale
Für ihn und seine Vereinskollegen geht es heute vor allem ums Prestige und Pokale. „Früher“, so Wolfgang, „da wurde noch richtig Geld umgesetzt. Das geht heute nur, wenn man eine echte Rakete in der Zucht hat. Bei einem Verkauf kann man sich dann schon mal eine neue Küche leisten.“
Apropos Küche: Auf dem Tisch landen die Tauben der Paszkowiaks übrigens nicht. Wolfgang: „Das könnten wir nicht. Dafür hängen wir viel zu sehr an ihnen.“